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Gespräche mit Galeristen · von Peter Herbstreuth · S. 448 - 449
Gespräche mit Galeristen , 1995

»Man täuscht sich im Glauben, man sitze vernetzt am Nabel der Welt«

Peter Herbstreuth sprach mit Gerd Harry Lybke/Galerie Eigen + Art

Was später eine Galerie geworden ist, hatte zunächst eine Adresse, aber keinen Namen. Die Eröffnung der ersten Ausstellung im Jahre 1983 fand in einer Leipziger Privatwohnung statt. Sie wurde fortan ein Szenetreff experimentierfreudiger Künstler und Kunstwissenschaftler der Leipziger Region. Gruppen in wechselnden Besetzungen veranstalteten Happenings, und Formen ästhetischer Abweichung der offiziellen Kunstauffassung der DDR fanden einen Bezugspunkt. Die Künstler schützten sich mit Kollektiv-namen und existierten weder in der offiziellen Kulturpolitik der DDR, noch in den Medien. Die Zimmergalerie war ein Ort der Selbsthilfe.

1985 zog die Galerie unter dem Namen EIGEN + ART in neue Räume und hatte nun Büro und Depot. Gemeinschaftsarbeiten prägten weiterhin das Programm. Aber bereits in dieser Zeit beteiligten sich Jörg Herold, Thomas Kaeseberg, Carsten und Olaf Nicolai an Aktionen und Festen; sie gehören noch heute zu den Künstlern der Galerie. Schüler von Hartwig Ebersbach veranstalteten Malperformances. Klaus Werner stellte seine Privatsammlung aus. Die Dresdner “Autoperforationsartisten” (Michael Brendel, Else Gabriel, Rainer Görss, ohne Via Lewandowsky) verwandelten die Galerie in ein Therapiezentrum. Besucherausstellungen mit Werkstattcharakter (“Trage Dein Bild zu uns. Male Dein Bild bei uns. Zerhacke Dein Bild bei uns. Finde Dein Bild bei uns. Zeige Deine EIGEN + ART, denn die Welt ist verändert”) wechselten mit Installationen, Lesungen, Diskussionsrunden und Ausstellungen klassischen Zuschnitts. Keine Schau ohne Ansprache und Performance. Christoph Tannert und Klaus Werner avancierten zu Eröffnungsrednern. Es gab erste Ausstellungen mit Mitgliedern des Verbandes der bildenden…

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von Peter Herbstreuth

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