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Magazin: Museen & Institutionen · von Peter Moritz Pickshaus · S. 144 - 153
Magazin: Museen & Institutionen , 1983

Van Abbe en miniature – Kunst auf dem platten Land

Das Kabinett für aktuelle Kunst in Bremerhaven
von Peter Moritz Pickshaus

In der Fabelwelt wäre es ein Einhorn, in der Kunstszene ist das Kabinett für aktuelle Kunst ein Unding. Es vereint so viele Gegensätze und Widersprüche auf sich, daß seine Existenz schlicht unwahrscheinlich ist. Wo sich die einen Kunst leisten können und die anderen von ihr leben, ist ein Unternehmen, das im weitesten Sinne von Luft und Liebe bestritten wird, kaum vorstellbar. Subventionen und Umsätze sind im laufenden Kunstkarussell so selbstverständlich, daß Engagement als Steckenpferd – als Lebensinhalt nach Dienstschluß, nur in Laienhaftigkeit münden kann. Ein Ausstellungslokal ohne finanziellen Hintergrund zu bestreiten, ist eine brotlose Kunst. So etwas leisten sich vielleicht Anfänger bis zum ersten Besuch des Gerichtsvollziehers oder Künstlervereinigungen, solange sie die Erfolglosigkeit vereint; aber so etwas macht keiner fünfzehn Jahre lang.

Das Kabinett für aktuelle Kunst gibt es seit fünfzehn Jahren mit einem Ausstellungsprogramm, das auf 40 Quadratmetern mit Weltklasse-Niveau konkurriert; an einem Ort, der vom Kunstgeschehen so weit abliegt, wie Kassel zwischen seinen documentas. Das sind keine Ausstellungen für eine Handvoll Bürger, die sich als Kulturwächter begreifen und sich am Spielplan der gegenüberliegenden Bühnen orientieren (im Herbst 1982 “Zigeunerliebe” und “Polenblut”), das sind Ausstellungen, die vom Gros der Bremerhavener ignoriert werden und für eine Elite zugeschnitten sind, die Bremerhaven nur dem Namen nach kennt. Das sind Ausstellungen im luftleeren Raum der Öffentlichkeit, von Insidern gefeiert, halt inzüchtig wie Kunst auch anderenorts, nur vielleicht eine Spur ehrlicher. Hier spart man sich die…

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von Peter Moritz Pickshaus

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