Biennalen: Biennale Istanbul · von Christian Kravagna
Biennalen: Biennale Istanbul , 1993

Christian Kravagna

Zum dritten Mal unternimmt man in Istanbul den Versuch, die künstlerische Produktion des eigenen Landes in einen internationalen Kontext zu stellen bzw. dem türkischen Publikum die “Weltkunst” nahezubringen. Daß man es mit der Ausrichtung einer Biennale nicht leicht hat, neben den etablierten Veranstaltungen dieser Art in Venedig, São Paolo und Sydney zu bestehen, liegt nicht nur am Traditionsdefizit der Biennale selbst, sondern auch an jenem des ganzen Landes, was den Umgang mit zeitgenössischer, ja überhaupt moderner Kunst betrifft. Drastisch wurde dieses mangelnde Image etwa dem Kurator des niederländischen Beitrages bewußt, als ihm von offizieller Seite jede finanzielle Unterstützung verweigert wurde. Daß daraufhin die ausgewählten Künstler mit dem Verkauf je eines Werkes die Teilnahme doch noch ermöglichten, demonstriert andererseits das Interesse von Künstlern auch an weniger prestigeträchtigen, dafür aber aus kunst- und marktexternen Gründen herausfordernden Situationen.

Nachdem die ersten beiden Biennalen die Kunst über die Stadt verstreut und in Bezug zu historischen Bauwerken gestellt hatten – für westliche Verhältnisse ein gangbarer Weg, wohl kaum aber dem örtlichen Nachholbedarf entsprechend -, so präsentiert sich die dritte Auflage geschlossen unter einem Dach. Dieses ist weithin sichtbar und gehört Feshane, der ehemaligen Produktionsstätte des Fez. Die direkt am Goldenen Horn gelegene weitläufige Industriehalle aus dem 19. Jahrhundert soll demnächst das erste türkische Museum für zeitgenössische Kunst beherbergen und wurde zu diesem Zweck von der italienischen Stararchitektin mit zweifelhaftem Ruf, Gae Aulenti (Musée d’Orsay), überraschend zurückhaltend adaptiert. Welche Schwierigkeiten man haben wird, diese riesigen Hallen zu füllen, deutet sich bereits in den begonnenen Verhandlungen mit…

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