Interview mit Carlo Alfano
Kunstforum: Alfano, wir meinen, daß ein Interview über Sie und Ihre Arbeit für die Leser sehr informativ sein kann. Was halten Sie von Interviews?
Alfano: Ich sehe keinen Unterschied zwischen einem Interview und einem Gespräch. Ich nehme an, daß wir wechselseitige Informationen bekommen und der Leser somit spürt, worum es bei meiner Arbeit geht.
Kunstforum: Gut, nehmen wir doch gleich dieses zentrale Thema auf. Inwiefern ist der permanente Dialog in Ihren Bildern für den Betrachter erkennbar, nachvollziehbar?
Alfano: Es geht immer um eine andere Person, wenn diese auch – gegenständlich gesehen – fehlt. Jede Arbeit von mir ist ein Dialog mit dem ‘anderen’, ich mache meine Arbeit zunächst für mich, die Erkennbarkeit meines Anliegens kann ich nicht kalkulieren.
Kunstforum: Können Sie uns Beispiele eines Dialogs mit dem ‘anderen’ geben?
Alfano: Wenn wir selbst Objekt kultureller Nachforschung, Objekt der Geschichte sind, artikuliert sich der Dialog in kurzen Serien von Fragen und Antworten, die fortwährend aufeinander folgen, in dem Sinne, daß die erhaltene Antwort die darauffolgende Frage ergibt. Wir bewegen uns mit dem ‘anderen’ auf einer Ebene, auf der wir uns vorwärts manchmal auch zurückbewegen.’ Diese Art voranzuschreiten vermittelt neben inhaltlichen Verdeutlichungen ein Erlebnis von Zeit. Eine zweite Folge des Dialogs stellt sich etwas komplexer dar. Es ist das stille Frage-Antwort-Spiel mit uns selbst, die Spiegelsituation, die uns enttäuscht, beglückt, uns stumm erkennen läßt.
Kunstforum: Zurück zu Ihren Bildern: Wenn eine andere Person Ihre Arbeit betrachtet, was teilen Sie mit?
Alfano: Ich teile nichts mit, was nicht auch in der Vorstellung des Betrachters besteht. Es…