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Dossier: Kommunen, Künstler und Banausen · von Gerd Winkler · S. 65 - 71
Dossier: Kommunen, Künstler und Banausen , 1974

6. Folge
GERD WINKLER

Kunst in Hannover

Diese Stadt glaubt, mit Kunst als Schönfärberei sich attraktiv machen zu müssen.
Timm Ulrichs

Wir sitzen in einem ziemlich alten VW 1500. Er hält nicht überall. An einigen Plätzen schaltet Siegfried Barth, Lokalredakteur der ‘Hannoverschen Neuen Presse’, lediglich vom dritten in den zweiten Gang herunter. Und dann schieben wir uns gemächlich an der Kunst vorbei und lassen ein Straßenkunsterlebnis nach dem anderen links oder rechts liegen. Selbst Snelsons ‘Avenue K’, von einigen Experten als gelungenes Außenkunstwerk gelobt, nimmt sich aus wie die Imitation eines niederbayerischen Hopfengartens: nur schicker und steriler.

Unser Straßenkunstprogramm, sagt Barth, kann man im Vorbeifahren mitnehmen. Wir fahren viel und sehen im Grunde recht wenig. Selbst bei lebhaftem Straßenverkehr sind diese zwölf, fünfzehn Stationen in einer Stunde abzuhaken. Den Rest in der Altstadt macht man zu Fuß. In einer Windspiel-Plastik von Hein Sinken turnen zwei Jungs herum. Und dann steht ein winziges Antes-Männchen vor einem Andenkenladen, was sich urkomisch ausnimmt und wie eine Quintessenz das große Missverständnis bestätigt: Kunst auf die Straße stellen – das ist eben noch lange keine taugliche Straßenkunst.

Im Mai 1970 verkündeten Hannovers Kunstorganisatoren, daß man zwischen dem 1. September 1970 und dem 31. August 1973 einen ‘Versuch ohne Beispiel’ zu starten gedenke. Mit Geld und Namen wurde, auf Teufel komm raus, herumgeworfen. Oldenburg, Lichtenstein, Tinguely, Beuys, Soto, Schoeffer, Albers, Mike Heizer, Dibbets, Agam, Piene, Goepfert, Pfahler, Link, Kricke, Hajek, Mack, Spoerri wurden in das aufwendige Experiment mit einbezogen. Manfred de la Motte, seinerzeit so etwas wie federführender Programmplaner, versprach Weltklasse…


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