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Ausstellungen: Bonn · von Annelie Pohlen · S. 163 - 162
Ausstellungen: Bonn , 1982

Lila Mookerjee: KA-IBIS

Kurfürstliches Gärtnerhaus/Bonn

Der Ort gehört nicht eben zu den beachteten Schauplätzen der überregionalen Kunst. Lila Mookerjee gab ihm mit einer sparsamen Installation aus leuchtend farbig bemalten Holzstücken und Ästen auf weißem gipsübersätem Grund für eine kurze Zeit das Ambiente eindringlicher künstlerischer Entfaltung. Der poetisch verschlüsselte Titel “KA-IBIS”, in dem der göttliche Mythos Ibis seine Schwingen hob, galt einem in der stofflichen Präsenz von Skulptur und Malerei chiffrierten Erlebnisfeld sinnlicher und intellektueller Energien. Von ihrem Lehrer Rupprecht Geiger, dessen künstlerischen Reflektionen über Farbe, Licht und Raum, als Wurzeln nicht verborgen bleiben, führt der Weg dieser in Bonn lebenden Künstlerin zu einem in der Reduktion auf leise, farbintensive Zeichen vibrierenden, konsequent künstlichen Raum: Farbe als der sinnlich-stoffliche Kristallisationspunkt des Lichtes, der Energie. Dem intuitiven Intellekt erschließen sich die Dimensionen zwischen Natur und Kultur in den bildnerischen Fragmenten, zwischen Farbe als Stoff und als Energie. Kunst als menschliche Setzung, funktionslos und frei. “Ka-Ibis” ist unter kunstimmanenten formalen Gesichtspunkten die intuitive Fortentwicklung der analytischen und der Farbfeldmalerei wie der arte-povera-Kunst zu einem sinnlichintuitiven Raum individueller Huldigung an Farbe, Licht, Materie als Stoffe, aus dem die Kunst ist – und das Leben sein könnte. Ein Kultraum, gezeichnet von Energie und Vergänglichkeit, lapidar und poetisch, gespeist aus der verletzlichen Traumwelt in den betonnierten Mauern der Beton- und Neon-Kultur; ein Raum, der das Wissen um die Künstlichkeit der Kunst nie vergessen machten – und frei blieb von jeglichem Pathos. (Juni ’82)
Annelie Pohlen

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