vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Titel: Erotik in der Kunst heute · von Marianne Eigenheer · S. 186 - 189
Titel: Erotik in der Kunst heute , 1981

Marianne Eigenheer

geb. 1945 lebt in Luzern

Marianne Eigenheer aus: Eine Gute-Nacht-Geschichte

Ich nehme dich an die Hand, gehe mit dir hinter den blauen Berg in die Welt des Grauens, die nicht auf die Seite zu schieben ist mit Strindberg-Bänden auf dem Nachttisch zum Beispiel, mit dem spielerischen Aufstellen von großartigen Theorien. Es ist die Welt der Erfahrungen, weißt du.

Ich halte deine Hand, auch wenn ich ebenso ängstlich bin wie du, doch meine Angst soll dich ebenso beschützen wie meine Liebe und wir lassen unsere Beine baumeln über dem Abgrund. Schon bald wirst du in eigenen Schuhen auf den schmalen blauen Berghängen laufen können. Das Husten des blauen Bergs ist in den nahen Tälern zu hören.

So wirst du nun auch sehen lernen, daß alle großen Mütter deine eigenen Bilder sind, daß Frau Holle sich in dir selbst eingenistet hat und alle Hexen, auch die von Hansel und Gretel, haben nicht sehr viel mit mir zu tun. Wir schauen der Schneekönigin gemeinsam in die hellen Augen und lachen sie aus, auch wenn wir uns etwas fürchten.

Unser Lachen verändert die Farbe der blauen Berge.

Der blaue Berg wird blaß und leuchtet nicht mehr.

So kannst du auch deine eigenste Sprache finden und lebst mit einem eigenen Herz nicht wie ein Vogel der nie weiß, wo er hingehört. Und es wachsen dir Flügel, ohne daß es wehtut, und sie halten auch dem weißesten Sonnenlicht stand. Später wirst du vielleicht deinem Vater erklären können, daß Ikarus nicht immer abstürzen muß.

Jetzt wird der blaue Berg plötzlich aufgerissen und zeigt seine…

Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei

von Marianne Eigenheer

Weitere Artikel dieses/r Autors*in