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Titel: Idylle oder Itensität · von Flavio Caroli · S. 185 - 191
Titel: Idylle oder Itensität , 1980

Flavio Caroli

Nuova Immagine
Das Neue Bild

Katalogtext zur Ausstellung. Triennale Mailand 25. April 1980

Vor der Sintflut

Nichts ist mehr gegen die Kultur als der Mechanismus vorfabrizierter Wahrheiten, aus denen nur wenige ihren Nutzen ziehen. Wer schreibt, glaubt an Kultur als Auseinandersetzung und Konfrontation, glaubt eben gerade an eine weltliche Kultur: Wenn sie nicht umhin kann, eine Wahl zu treffen, verweist sie auf die Auspizien der Zukunft, die hoffentlich vom Geist der Dialektik und von Intelligenz geleitet werden. Die Ziele der Ausstellung a priori bekannt zu geben, scheint mir aus zwei Gründen angebracht:

1. Man soll wissen, daß sie nicht der Versuchung der Pflege der Jungen erliegt, die immer riskiert, den “Weg für die Jungen frei zu machen”. Wir haben das in guter Erinnerung. Betreibt man weiterhin die Jagd nach den immer jüngeren Jungen, und konstruiert man, was noch schlimmer ist, künstlich eine Ausdrucksrichtung, dann produziert sich der folgende perverse Mechanismus: Wir schließen von der Szene Künstler aus, die zwar jung sind (wo hört die Jugend auf?), aber schon eine klar umrissene Geschichte hinter sich haben. Dann haben wir den lächerlichen Widerspruch von tätigen Künstlern, die mit 27 Jahren wegen ihrer besonderen Frühreife (ein Verdienst also und keine Schuld) schon bekannt sind und folglich nicht mehr das Etikett “Neuigkeit” tragen können. Das wäre eine Beleidigung der Intelligenz und eine Hommage an den dümmsten Konsumismus.

Diese Ausstellung bringt eine und eine halbe Generation junger internationaler Künstler zusammen. Sie ignoriert nicht die objektive Geschichte jedes einzelnen. Sie begründet ihre Zusammensetzung und ihre Bewertungen mit der Signifikanz der…

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