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Ausstellungen: Zürich · S. 151 - 158
Ausstellungen: Zürich , 1983

Der andere Matisse

Nach den Ausstellungen in Zürich und Düsseldorf
von Franz-Joachim Verspohl
Oberfläche und Ornament

Das Lob Henri Matisses war in der Presse überwiegend ungeteilt. Er galt ihr als Künstler, der “das übel verleumdete Bekenntnis zum ‘L’art pour l’art’ rehabilitierte und wieder in Ehren setzte”1, weil er scheinbar ,,keine Bilder hinter dem Bild, keine verborgene Bedeutung, keine verrätselte Botschaft, keine versteckte Tragik”2 zuließ. Präzisierend fügte ein anderer Autor hinzu: “Sinnlos der Versuch, diesen Bildern auf den Grund zu gehen und nach ihrem Wirklichkeitscharakter zu befragen. Die Realität verflüchtigt sich in ästhetische Labyrinthe nach orientalischem Vorbild, die Motive und Figuren verwandeln sich in farbige Arabesken, Zeichen und Ornamente. Die Kunst behauptet damit ihre eigene Realität, einen Zustand jenseits von Raum, Zeit, Individualität und Geschichte.’3

Wer die Ausstellung in Zürich gesehen hatte, konnte durchaus zu diesem Eindruck kommen. Der lange Ausstellungssaal war durch die drei Großformate “Der Tanz (erste Fassung)”, 1909, “Der Tanz (erste Fassung)” von 1932 und “Akanthus”, 1953, in querrechteckige Räume untergliedert, in denen die drei genannten Bilder dominierten. Seitlich an ihnen vorbei führten Durchlässe jeweils in den nächsten Raum: In der farbig bewegten Anmut von “Akanthus” verkörperte sich die Summe dieses Oeuvres. Konnten da nicht leicht die übrigen ausgestellten Werke zur Nebensache werden? Mußten sie nicht als schwach glänzende Planeten der hell strahlenden Sonnen erscheinen?

Sei es die unglückliche Raumsituation der Düsseldorfer Kunsthalle, sei es die Hängung – hier konnte dieser Eindruck nicht mehr aufkommen. Abgesehen davon, daß “Der Tanz”, 1909, und “Akanthus” nicht mehr zur Verfügung standen, waren hier die Gewichte…


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