Dr. Jost Herbig
II. Folge:
Wenn das Kunst ist, bin ich Leonardo da Vinci’.
‘Ausstellung ist unmöglich!’
‘Halten zu Gnaden: dies ist keine Kunst’.
‘Die Ausstellung ist so wichtig, daß jeder sie gesehen haben sollte.’
‘In 50 Jahren redet man nicht mehr davon’.
‘Hier beißt sich die Kunst selbst in den Schwanz’.
Er überlege, ob er die Reaktion des Publikums auf seine Ausstellung zum Gegenstand einer Dokumentation machen solle, meinte Dr. Jost Herbig, nachdem er das Besucherbuch noch einmal durchgeblättert hatte. Weder Groll noch Trauer waren ihm anzumerken. Wie er da vor dem kleinen Tisch im Foyer der Städtischen Galerie im Lenbachhaus hockte, wirkte er eher wie ein Wissenschaftler, der den Ausgang eines Experiments verfolgt. Sachlich, kühl. Bis ans Herz hinan. Der promovierte Chemiker Jost Herbig, dessen Sammlung vom 3. April bis 13. Mai im Münchner Lenbachhaus ausgestellt war, dürfte sich von vorneherein keine Illusion über die Aufnahmebereitschaft des Publikums gemacht haben. Schließlich ist München München, eine Stadt, die – ‘Halten zu Gnaden’ – nicht gerade als eine Zitadelle aktueller Kunst zu gelten hat. Umso mutiger die Anregung des erst vor kurzem neu bestellten Direktors der Städtischen Galerie, Michael Petzet, eine private Sammlung vorzustellen, die selbst unter engagierten und wohlmeinenden Freunden zeitgenössischer Kunst Kopfschütteln erregen mußte. Denn was da unter dem – chemisch reinen – Titel ‘Bilder, Objekte, Filme, Konzepte’ ausgebreitet wurde, könnte man eher den ‘pathologischen Befund’ eines Sammlers als eine Sammlung im herkömmlichen Sinne nennen.
Es ist Herbig selbst, der das Stichwort hierzu liefert und der davon spricht, daß er als Sammler – vielleicht – ‘mehrfach schizophren’…