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Titel: Pläne - Projekte - Perspektiven · S. 125 - 124
Titel: Pläne - Projekte - Perspektiven , 1990

Horst Hoffrichter
Ein Museumsmarketing für neue Besucherschichten

Alljährlich vermeldet der Deutsche Museumsbund neue Besucherrekorde an den deutschen Museen; Veranstalter von Großausstellungen verweisen nicht ohne Stolz auf massenhaften Publikumsandrang. Indizien, die auf den ersten Blick breite Partizipation am kulturellen Geschehen signalisieren. Warum dann überhaupt ein Museumsmarketing und die Sorge um neue Besucherschichten? Schaut man nur ein wenig hinter die reinen Besuchszahlen, so lassen sich zumindest drei Faktoren ausfindig machen, die den Titel dieses Aufsatzes rechtfertigen. Erstens muß betont werden, daß die ansteigenden Zahlen zunächst einmal lediglich einen Anstieg der Besuchsfälle und nicht der Besucher indizieren. Sie dürften in erster Linie eine erhöhte Besuchshäufigkeit von Ausstellungen und Museen des angestammten Publikums anzeigen. Die erhöhte Besuchsfrequenz der Individualbesucher steht im Zusammenhang mit einer (international) ausgeweiteten Angebotsstruktur. Damit wären wir bei einem zweiten Verursachungskomplex der hohen Besuchszahlen: Sowohl die Umfragen des Instituts für Museumskunde in Berlin als auch die eigenen statistischen Analysen haben ergeben, daß es – neben der Erweiterung von Öffentlichkeitsarbeit und Museumspädagogik – vor allem Sonderausstellungen und Neueröffnungen oder Neukonzeptionen von Sammlungen sind, die die hohen Besuchszahlen verursachen1. Dies deutet darauf hin, daß der Besuchsanstieg offensichtlich an mehr oder weniger spektakuläre Ereignisse gebunden ist. Hohe, vor allem durch Sonderausstellungen bewirkte Gesamtbesuchszahlen von Museen nivellieren oder verdecken sogar häufig einen Attraktivitätsrückgsang der ständigen Sammlungen. Ein dritter Faktor, der ein Bemühen um neue Besucherschichten rechtfertigt, sind die Ergebnisse von Besucherstrukturanalysen.Bekannt ist der Umstand, daß Museumsbesucher in überdurchschnittlichem Maße über höhere Bildungsabschlüsse verfügen und/oder höheren beruflichen Statusgruppen angehören2. Auch bei unseren Untersuchungen zu den Individualbesuchern der…


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