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Essay · von Hans-Jürgen Müller · S. 203 - 230
Essay , 1974

HANS-JÜRGEN MÜLLER
TOKYO

Kunstzentrum der Zukunft?

Es ist in letzter Zeit viel über die japanische Kunstszene gerätselt worden und die spärlichen Berichte widersprachen sich nicht selten. Diese Widersprüche haben verschiedene Ursachen: einmal die außerordentliche Schwierigkeit der Orientierung für jeden Fremden, zum anderen die unterschiedliche – um nicht zu sagen konträre – Lebensweise und Denkart des Japaners. Ich will versuchen diese Besonderheiten im Folgenden zu berücksichtigen und werde mich dabei auf Gespräche mit dem in Kyoto lebenden deutschen Maler – Alfried Hagedorn – und einem um die japanische Tradition bangenden Japaner – Satoshi Tanaka – stützen. Trotz dieser zweifellos nützlichen Unterhaltungen bin ich mir im Klaren, daß auch mein Bericht lückenhaft sein muß.

Wer vor 10 Jahren für 3 Wochen nach New York fuhr, kam meist begeistert zurück, beeindruckt von der amerikanischen Kunst, der Aktivität der Galerien und der Gastfreundschaft dieses Landes. Vieles der damaligen ‘Frische’ ist heute in Japan spürbar – nur – daß sich die Praxis anders zeigt, als wir sie in unserem westlichen Bewußtsein verankert wissen. Wer tatendurstig voller Ungeduld nach 26 Flugstunden auf japanischem Boden landet, dem wird spätestens bei den Zollformalitäten klar, daß ihm seine Englischkenntnisse nur wenig nützen werden.

Ich war einer Einladung japanischer Künstler gefolgt und hatte als Reisegepäck aufgerollte Leinwände, Gouachen und Zeichnungen deutscher Maler und Bildhauer dabei, die stilistisch der geometrischen und hard-edge Richtung einzuordnen waren.

Kazuhiro Masui, ein Mitglied der japanischen ‘New-Geometric-Art-Group’ holte mich am Flughafen ab und nachdem mittels Dolmetscher die organisatorischen Fragen des Aufbaues der deutsch-japanischen Ausstellung im Städtischen Museum in Kyoto…


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von Hans-Jürgen Müller

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