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Titel: Autor*innenschaft. Aneignung. Identität. - Identität · von Jenny Schrödl · S. 88 - 99
Titel: Autor*innenschaft. Aneignung. Identität. - Identität ,

Feministische Kunst der Gegenwart

Zentrale Schwerpunkte, Wandlungen und Kontinuitäten
von Jenny Schrödl

Im Vergleich zur feministischen Kunst der 1970er Jahre, die für den nordamerikanischen und westeuropäischen Raum als die „amazing decade“1 bezeichnet wird, hat sich in der Gegenwart Einiges verändert.2 So lässt sich eine deutliche Ausweitung der Vorstellungen von Geschlecht und geschlechtsspezifischen Themen beobachten: Geschlechtlichkeit wird weitaus stärker als in den 1970er Jahren als Konstruktion und performativer Prozess begriffen und es wird sich nicht mehr allein mit Themen zu Frauen und Weiblichkeit oder Geschlechterdifferenz auseinandergesetzt, sondern viel expliziter auch mit marginalisierten Geschlechtern sowie weiteren sexuell-geschlechtlichen Identitäten. Die „Subjekte des Feminismus zu diversifizieren und zu pluralisieren“3 sieht bspw. das durch seine Straßenintervention un violador en tu camino bekannt gewordene Kollektiv LASTESIS aus Valparaíso (Chile) als zentrale Aufgabe des heutigen Feminismus.

Intersektionale Fragestellungen sowie post- und dekoloniale Perspektiven erhalten dabei eine deutliche Hervorhebung; das Konzept des ‚intersektionalen Feminismus‘ ist besonders wichtig geworden, es betont eine grundsätzliche Haltung und Wahrnehmung, die in viele Bereiche des Feminismus und der feministischen Künste eingeht. So schreiben etwa die Herausgeber*innen einer aktuellen, sehr umfangreichen feministischen Ausstellung Empowerment. Kunst und Feminismen (Kunstmuseum Wolfsburg, 2022–23), dass sie „eine intersektionale Ausrichtung als zentral [erachten], um Ungleichheitsstrukturen, die auf Diskriminierungskategorien basieren, wie etwa Geschlecht, sexuelle Orientierung, race oder soziale Herkunft, in ihrer Verwobenheit und Ganzheitlichkeit verstehen und bekämpfen zu können.“4

Im Vergleich zu den feministischen Künstlerinnen der 1970er Jahre, die u. a. starke Institutionskritik übten und sich oftmals außerhalb konventioneller Kunst- und Kulturinstitutionen situieren mussten, da sie darin keinen Platz hatten, ist heute eine…

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