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Titel: Autor*innenschaft. Aneignung. Identität. - Aneignung · von Heinz Schütz · S. 128 - 139
Titel: Autor*innenschaft. Aneignung. Identität. - Aneignung ,

Kulturelle Aneignung

Sieben Fragen an Anselm Franke
von Heinz Schütz

Anselm Maria Franke ist Kurator und Autor sowie Professor für Curatorial Studies an der ZHdK Zürich. Er kuratierte u. a. die Taipei Biennale 2012 sowie zahlreiche weitere internationale Ausstellungen. Von 2013 bis 2022 leitete er die Abteilung Bildende Kunst und Film am Berliner Haus der Kulturen der Welt (HKW) unter der Intendanz von Bernd M. Scherer. Dort initiierte er Konferenzen und forschungsbasierte „Essay-Ausstellungen“ u. a. zum Animismus, zur kalifornischen Ideologie und dem Anthropozän, zum quantifizierten Selbst, und zum Verhältnis von Kolonialgeschichte, Faschismus und Mythologie.

Während Kunst immer wieder freischwebend jenseits sozialer Strukturen und realer Machtverhältnisse situiert wird, zielt Anselm Franke mit seinen Ausstellungen und Publikationen aus postkolonialpolitischer Perspektive auf die politischen Voraussetzungen und Implikationen von Kunst und die Konstrukte einer sich aufklärerisch gerierenden Moderne: „Der Aberglaube der Moderne ist der Mythos von der Vormoderne“.

Heinz Schütz: Was heißt „kulturelle Aneignung“? Ist sie zu rechtfertigen?

Anselm Franke: Ich finde, der Begriff der „kulturellen Aneignung“ leistet einem Missverständnis Vorschub, dass dazu tendiert, jede sinnvolle Diskussion in eine Schieflage bzw. zum Entgleisen zu bringen. Als ginge es in der Diskussion darum, für oder gegen kulturelle Aneignung zu sein! Das ist, mit Verlaub, ein unsinniger Frontverlauf, der den Reaktionären zuspielt. Würden wir stattdessen den Begriff „kultureller Vampirismus“ benutzen, wäre klar, dass es eigentlich um etwas anderes geht: denn dort, wo die Kritik an kultureller Aneignung vorgebracht wird, wird ein extraktivistisches Verhältnis bezeichnet. Nach der Formel: Ein Selbstbild wird im Rekurs auf ein Anderes (re)produziert, das…


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