Kunst, KI und die Kopie
Die wichtigste Herausforderung der künstlerischen Gegenwart „kopieren kapieren“
von Dirk von Gehlen
Als der britische Musiker Sting im Jahr 1987 sein Album … Nothing Like the Sun veröffentlicht, herrscht eine grundlegend andere Vorstellung davon, was Öffentlichkeit, Kultur oder gar Kunst sei. Die Welt ist prädigital als Stings Song Englishman in New York erstmals zu hören ist. Es dauert Jahre, bis dieses durchaus erfolgreiche Lied eine Erwähnung im Lexikon erhält. Als 36 Jahre später die Kopie einer Kopie des Stings-Songs an die Spitze der Charts stürmt und sehr schnell 16 Millionen Spotify Streams erreicht, dauert es nur ein paar Wochen, bis die Friesenjung betitelte Version im Online-Lexikon Wikipedia erwähnt wird. Dort kann man lesen, dass die beiden Musiker Ski Aggu und Joost Klein diese Hochgeschwindigkeits-Kopie auf Basis der ebenfalls kopierten Parodie von Otto aus dem Jahr 1993 erstellt haben: „Friesenjung ist ein schneller Song mit einem Tempo von 161 Beats per minute. Er enthält ein beschleunigtes und hochgepitchtes Sample von Otto Waalkes und ein Technotypisches Drum-Pattern. Die Vocals in den Strophen und im Post-Refrain werden gerappt. Der Titel lässt sich vor allem in die Genres Techno, das Techno-Subgenre Gabber und Rap einordnen. Ski Aggu selbst bezeichnet das Genre des Songs als Gabberpop.“ Aus dem Englishman war zuvor in einer Version von Wise Guys ein Kölsche Jung (1994) geworden, bei der Band Tanghetto ein Bandoneist (2008) und nun bei Otto / Ski Aggu ein Friesenjung (1993 / 2023).
Es handelt es sich hier um die jüngste Abwandlung eines in Wahrheit…
