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Ausstellungen: Berlin · von Ronald Berg · S. 196 - 199
Ausstellungen: Berlin ,

Berlin
Edvard Munch

Zauber des Nordens
Berlinische Galerie 15.09.2023 – 22.01.2024

von Ronald Berg

Der erste Eindruck: Es ist voll in der Ausstellung. Munch ist populär. Das war zu Beginn seiner Karriere noch ganz anders. Munch passte mit seiner Kunst nicht in den damals gewohnten Mainstream, der sich mit dem offiziösen kaiserlichen Geschmack verband. Man sieht es in der Ausstellung der Berlinischen Galerie mit ihren rund 90 Werken aus Malerei, Grafik und Fotografie gleich zu Anfang. Dort prangt nämlich eines jener Gemälde, wie sie dem Kaiser gefielen. Zum Bild des Schnelldampfers „Augusta Victoria im Naeröfjord“ von Themistokles von Eckenbrecher lieferte Munch damals das Gegenprogramm. Statt heroische Landschaften in genrehaftem Stil und realistischer Darstellung produzierte Munch etwas völlig anderes. Munchs Landschaften, die in der aktuellen Schau folgen, sind Seelenlandschaften, die nicht allein affektiv, bunt und flächig gemalt sind, sondern mehr etwas über den Maler verraten, der sie geschaffen hat, als über die norwegische Gegenden, die sie abbilden. Die Menschen in Munchs Bildern oft nur als Mann und Frau oder Die Einsamen tituliert oder mit Diagnosen wie Melancholie oder Eifersucht versehen, präsentieren Sinnbilder zum Drama des Lebens, wie sie jeder Mensch selbst am eigenen Leibe erlebt.

So etwas war im November 1892, als Munch erstmals in Berlin auf Einladung des „Vereins der Berliner Künstler“ ausstellte, noch Stoff für einen handfesten Skandal. Munchs Ausstellung mit 55 Arbeiten wurde auf Intervention des Vereinsvorsitzenden Anton von Werner nach einer Woche durch Beschluss einer knappen Mehrheit der Vereinsmitglieder geschlossen. Doch die Schließung war in Wirklichkeit ein Pyrrhussieg für die Konservativen…

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