Christian Kravagna
Jetztzeit
Kunsthalle Wien, 2.9. – 23.10.1994
De Appel, Amsterdam, 25.11.1994 – 15.1.1995
Ich könnte natürlich zunächst das Konzept und die Entstehungsgeschichte der Ausstellung skizzieren. Ökonomischer ist jedoch die Lösung, gleich mit der Arbeit von Gerwald Rockenschaub und Thomas Locher zu beginnen. Mit ihrer freistehenden Tafel am Eingang zur Halle nehmen sie mir die Mühe ab:
“Jetztzeit assoziiert die Dichte und Komplexität des Augenblicks, die blitzartig erhellte Gegenwart zwischen Vergangenheit und Zukunft, die Spanne zwischen den erinnernden und entwerfenden Tätigkeiten des menschlichen Bewußtseins. ‘Bonjour M. Courbet’ (G. Coubert, 1854) ist das Porträt des Künstlers als anderer. Die Hügellandschaft im Hintergrund ist nicht lokalisiert, Courbet dachte zeit-, nicht ortsspezifisch, und seine Forderung an alle Künstler lautete, Künstler ‘ihrer Zeit’ zu sein. Aus einem Konzept der Gastkuratorin Saskia Bos (De Appel, Amsterdam) entstanden, versammelt die Ausstellung, zu der sieben österreichische Künstler der mittleren und jüngeren Generation je einen Partner aus dem Ausland eingeladen haben, Installationen, welche als Interventionen in der Jetztzeit lesbar sind. Die Künstler setzen sich der Jetztzeit aus, reflexiv und produktiv, als ‘Agenten und Seismographen’.”
Ebenso wie das begleitende Foto des Courbet-Bildes und der Ausstellungsplan ist auch der Text Teil einer appropriativen Montage aus verschiedenen Drucksorten zur Ausstellung. Rockenschaub/Locher informieren die Besucher dankenswerterweise über “Thema” und einzelne Realisationsschritte der Ausstellung. Viel ist dem nicht hinzuzufügen. Vielleicht daß das Projekt auf der Idee der Kunstkuratorin des Ministers für Unterricht und Kunst beruht, eine Darstellung der österreichischen Kunstszene “mit einem erfrischenden Blick von außen” zu geben, und daß Saskia Bos der gängigen kulturellen Selbstbespiegelung durch…