François Rouan
Ein Versuch über die Lebenslust, das Glück, Gegenwart zu leben, und den Tod, der uns vielleicht schon morgen ereilt
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
François Rouan, eigenwilliger Querdenker auf den Spuren von Jacques Lacan, Claude Lévi-Strauss, Roland Barth und George Bataille, gilt in Frankreich als großer Außenseiter auf dem Gebiet einer reflektierten Malerei, die vom Gipfel der Kunstgeschichte ausgeht. Unter dem Einfluß des Spätwerks von Matisse entdeckte er um 1966 den Weg zu seinen “Tressagen”, den abstrakten Collagen aus zerschnittenen und wieder zusammengeflochtenen Papieren. In den 70er Jahren befaßte er sich mit bildnerischen Sprachen der Vergangenheit. Aus ihrem historischen Zusammenhang herausgerissen, behandelte er Abstraktion, Figuration und Ornamentik als gleichberechtigte, immer noch gültige Sprachformen, jenseits des modernistischen Jargons. Diese Aneignung und dieses Aufspüren der verlorenen Zeit erscheint da wie ein geschickter Tigersprung in die Vergangenheit, frei nach Walter Benjamin und mit Blick auf die poststrukturalistische Diskursanalyse. Die Gleichzeitigkeit der Sprachen, für Rouan von erheblicher Relevanz und nicht nur als Methode oder Strategie eingesetzt, zeugt von nonkonformer, also gegengängiger Inhaltlichkeit. Unverzichtbar für die Kunst, wie er sie versteht, ist der Realitätsbezug, das In-Frage-Stellen der Welt, deren Fortschritt und Veränderung zum Besseren hin er bezweifelt. Von Hoffnung und Vergänglichkeit, von Tod und Eros, Angst und Sorge erzählt sein Werk, aber auch von der Gewalt, die sich potenziert, und von der Architektur, die sich als Ausdruck der Macht immer noch bewahrheitet. Insgesamt handelt es sich um eine Suche nach Schönheit, die bei ihm nur als Fragment aufscheint, um voreilige Tröstung zu unterbinden. Anläßlich seiner…