Rainer Wick
Nam June Paik
Musik Fluxus Video
Unter diesem Titel findet im Kölnischen Kunstverein in der Zeit vom 19.11.76 bis zum 9.1.77 die erste große europäische Paik-Retrospektive statt. Sie umfaßt frühe Kompositionen des Künstlers, Materialien aus der Fluxuszeit, insbesondere eine ausführliche Dokumentation seiner ersten Einzelausstellung ‘Exposition of Music -Experimental Television’ 1963 in der Galerie Parnass, Wuppertal, ältere TV- und Videoarbeiten, TV-Zeichnungen sowie zwei neue Videoinstallationen: als Erweiterung des ‘TV-Buddha’ (Projekt ’74) die Installation ‘Video-Denker und Video-Buddha’, eine Konfrontation europäischen Denkens und fernöstlicher Meditation, und die Installation ‘TV-Aquarien’.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalogbuch mit 160 zum Teil farbigen Abbildungen, ausführlicher Biographie, älteren Quellentexten sowie neuen Textbeiträgen von Paik, Peter Frank, Wulf Herzogenrath, Heinz-Klaus Metzger, David Ross, Tomas Schmit und Rainer Wick (DM 20,-).
Ziel des folgenden Beitrages ist es, die künstlerische Entwicklung von Nam June Paik in groben Umrissen nachzuzeichnen und dabei Motivationen und Intentionen des Paikschen Oeuvres aufzuhellen.
1.
Nam June Paik, dieses Kreativitätsbündel am Schnittpunkt fernöstlicher Mentalität, europäischer Denktradition und amerikanischer Lebensgewohnheiten, Nam June Paik umfassend und systematisch in den Griff zu bekommen, erscheint nahezu unmöglich. Mag sein, daß es im Computerzeitalter durch die Einführung hochkomplexer mehrdimensionaler Klassifikationsmethoden doch möglich wäre; von der Mühseligkeit eines solchen Unternehmens abgesehen: es wäre kaum sinnvoll. Denn bei aller inneren Konsequenz, die Paik als Künstler, als Kreator, seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten auszeichnet (das von der ‘inneren Konsequenz’ ist leicht gesagt, rückschauend, aus inzwischen schon fast sicherer historischer Distanz), ist eines auffallend: daß sich Paik bewußt jedem Schubladendenken entzieht, daß er sich auf…