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Kommentar · von Klaus Honnef · S. 195 - 201
Kommentar , 1975

KLAUS HONNEF
Tagebuch

Samstag, den 2. November

In aller Herrgottsfrühe starte ich nach Arnoldshain. Die evangelische Akademie hat mich eingeladen, einen Vortrag über Concept Art zu halten. Sie veranstaltet zugleich eine Ausstellung zum Thema Konkrete Poesie – Concept Art, die Peter Weiermair aus Innsbruck organisiert hat. Die Anregung dazu lieferte Reimer Jochims. Mitten im Taunus – ich hoffe, es ist der Taunus – eine Aktivität in Sachen zeitgenössischer Kunst; schwieriger zeitgenössischer Kunst, muß ich hinzufügen. Und zwei Dutzend interessierte Leute. Immerhin. Nach meinem Vortrag kommt sogar eine einigermaßen spannende Diskussion auf, die ohne die handelsübliche Frage, ist das noch Kunst, verläuft. Ehe der Nebel sich über die verwunschene Landschaft legt, fahre ich zurück nach Bonn.

Sonntag, den 3. November

Frühaufstehen, ganz gegen meine Gewohnheit. Aber Bonn hat bislang alle meine Gewohnheiten verändert. Ich fahre nach Alsfeld. Es ist eine der Städte, die vom Europarat anläßlich des Europäischen Denkmalschutzjahres zu Modellstädten erklärt worden sind. Eine mittelalterliche hessische Kleinstadt mit noch unzerstörter Altstadt, die dank eines hervorragenden Städteplaners, Helmut Gonsior, in richtiger Weise saniert wurde. Nicht Beseitigung der alten Bausubstanz, sondern ihre Wiederherstellung sowie eine sinnvolle Entkernung der überbelegten Quartiere war das Ziel. Alsfeld macht einen durchaus lebendigen Eindruck, Handel und Wandel bilden eine sinnvolle Einheit, und man kann sich gut vorstellen, daß man hier leben kann, wenn man auf die Vorteile des Großstadtlebens verzichtet. Mein Ziel ist die Tagung des Nationalkomitees zur Vorbereitung des Europäischen Denkmalsschutzjahres. Präsident ist Professor Maier aus Bayern. Es wird beschlossen, daß der Terminus ‘zur Vorbereitung’ aus der Bezeichnung des Dachverbandes…


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