vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Titel: Zwischenbilanz II - Neue Deutsche Malerei · S. 61 - 67
Titel: Zwischenbilanz II - Neue Deutsche Malerei , 1983

‘The times they are a-changing’ oder die Drehung des Sonnenrades

– in 7 Bildern –
von Hans Christian von Dadelsen

Song, imaginäres Drama oder wild-eklektisches Monumentalbild? Aufgefordert, als Komponist etwa gleichen Alters zur Szene der “Neuen Wilden” zu sprechen und musikalische Querverbindungen zu ziehen, schießen mir tausend Gedanken durch den Kopf; und je mehr ich mich in die Materie hineinbohre, desto mehr entgleitet mir Nahes, Vertrautes, Selbstverständliches – bis ich mir, am innersten Punkt der Sache angekommen, vorkomme wie ein rotchinesisches Filmteam, das die Chance erhalten hat, in den Studios von Hollywood mit japanischer Video-Technik einen Film über die deutsche Romantik zu drehen. Ich beschließe nun, dem Leser die Hauptakteure meines dramatischen Essay’ vorzustellen; ob es sich dabei um Engel oder Dämonen handelt, wird der Verlauf des Dramas klären.

Die fußballfeld-große Sonnenuhr des Augustus mit ihrem Zeiger – einem aus Hellopolis gestohlenen Obelisken – ist mein 1. Hauptakteur; auf dem römischen Marsfeld gelegen, wurde sie zusammen mit dem Friedensaltar des Augustus am 30. Januar 9 vor Christus eingeweiht1. Noch älteren Datums ist mein 2. Akteur: die Swastika, das sich drehende Sonnenrad2, dessen elektrische Energie die jüngere deutsche Geschichte mitgeprägt hat und das – unter dem Namen “Hakenkreuz” allgemein bekannt – auch dem 30. Januar verbunden ist. Weitere Darsteller: die Sichel des zunehmenden Mondes, das goldene Hängebecken der Rockgruppe “Police”, 2 musikalische Geister namens “Swing” und “Off-Beat”, der Narr aus Jean-Luc Godard’s “Pierrot Le Fou”, Wagners Brünnhilde, l Trompete, Albrecht Altdorfer – und, als Kommentator, Bob Dylan, den ich gelegentlich an meiner Stelle sprechen…

Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei