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Titel: Das Gartenarchiv · von Thomas Eggerer · S. 124 - 125
Titel: Das Gartenarchiv , 1999

Cosima von Bonin

Der Umstand, daß Bonin ihrer eigenen Aussage zufolge ursprünglich einen Film produzieren wollte, aus technischen Gründen dann aber doch eine Ausstellung gemacht hat, war ihrer Installation bei Christian Nagel deutlich anzumerken: Der Raum vermittelte nämlich den Eindruck einer Bühnen- oder Filmkulisse. Auch der Titel der Ausstellung, “Löwe im Bonsaiwald”, erinnerte an Filmtitel wie “Der Tiger von Eschnapur” oder “Alice im Wunderland”. Das Set war leer, sah jedoch so aus, als hätten die Akteure eine Vielzahl von Spuren hinterlassen. Zentrales Element der Ausstellung war ein “Weizenfeld” aus getrockneten Ähren, die auf enggerastert perforierte Spanholzsegmente gesteckt waren. Die Freiräume zwischen den Ährensegmenten fungierten als Wege, die – ähnlich dem Erlebnisparcours eines Themenparks – zu Details der Arbeit führten. Statt jedoch Inhalte anzubieten, lieferte das Feld nur den Rahmen für eine atmosphärische Grundrichtung. Denn das Bild des Feldes konnte eine Menge Assoziationen auslösen: Ein Feld kann zugleich Versteck und Treffpunkt, privat und öffentlich sein, es birgt und setzt frei, ist melancholisch und zugleich dramatisch aufgeladen.

Wie beiläufig lag eine Vielzahl von Objekten am Boden verteilt, über deren Bedeutung sich meist, wie schon in früheren Ausstellungen, nur spekulieren ließ: ein Kürbis mit hölzerner Bedachung in der Form eines Indianerzelts, ein Sandhaufen mit aufgesteckten federförmigen Trockenpflanzen oder ein kleines Feuchtbiotop mit lebenden Moosen und Pilzen. Diese Objekte hatten den Charakter abgeschlossener Einzelarbeiten, die gerade wegen ihrer aus dem Zusammenhang der Installation losgelösten bildnerischen Qualitäten Evidenz und Autonomie beanspruchten.

In einer grob gezimmerten, verschlagartigen (und wiederum an Georg Herolds Arbeiten erinnernden) Holzkonstruktionen, die die Umrisse eines…

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