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Titel: Das Gartenarchiv · von Sandra Hastenteufel · S. 164 - 165
Titel: Das Gartenarchiv , 1999

Sandra Hastenteufel

EINE PHÄNOMENOLOGIE DES GARTENGEDANKENS

Gärten sind eloquente Ausdrucksform komplexer kultureller Ideen.

Etymologie

Der Garten ist die erste Abgrenzung des Menschen von der grenzenlosen Natur.

Das Wort “Garten” beruht auf dem indogermanischen ghorto-s oder ghordho-s, was “Flechtwerk, Zaun, Hürde” oder auch “Umzäunung, Eingehegtes” bedeutet. Diese gehören als t- oder dh-Erweiterung zu der indogermanischen Wurzel gher-, “umzäunen, einhegen, umfassen, einfassen”. Verwandt damit ist das indogermanische uer-, womit alles sich Windende gemeint ist.

Von uer- leiten sich die Wörter “wehren, en” ab, die auf einem alten Bedeutungsübergang von “flechten, mit einem Flechtwerk, einem Zaun umgeben” beruhen, und zu “verschließen, schützen, hüten, en” werden. Ein Zaun war ursprünglich ein aus Zweigen bestehendes Flechtwerk. Hierzu wurden unter anderem die Zweige der Weide, deren Name sich aus der ähnlichen Wurzel uei- ableitet, benutzt. Der Zaun wird geflochten, gewunden, zu einem Werk. All diese Wörter hängen mit uei-, uer- zusammen.

Weide, weichen, weich,
wahren, wehren, währen, werden, Wert,
Wort,
werken, Werk, wirken, – Wirklichkeit entsteht, durch das Zusammenwirken, Zusammenflechten verschiedener Eindrücke. Wirklichkeit, die so oder anders wirkt und sich winden und wandeln kann.

Zu der Wurzel uei- gehört auch der Begriff Weib (indogermanisch: uei-b oder uei-p, schwäbisch-alemannisch: Wieb, Wiev). Dieses Begriffsfeld verweist in die matriarchalen Zeiten der All-Einheit. Die Schlangen und Drachen gehören in die Welt des uei-, genauso wie die Ueivre, die Wievre, die Wassergöttin der Kelten, die die Lebenskräfte in sich trägt.

Der Garten der Schöpfung

Im Gilgamesh-Epos finden wir das erste schriftliche Zeugnis des morgenländischen Gartens. In allen Schöpfungsgeschichten, bei den Sumerern, Babyloniern und Assyrern ebenso wie bei den Ägyptern gibt es…

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von Sandra Hastenteufel

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