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Titel: documenta 8: Kunst auf dem Prüfstand · S. 317 - 318
Titel: documenta 8: Kunst auf dem Prüfstand , 1987

Rudi Fuchs:
documenta ohne Widersprüche

KUNSTFORUM: Die documenta 7 war ja erklärtermaßen eine documenta ohne ein übergreifendes theoretisches Gerüst. Würden Sie, heute vor eine ähnliche Großaufgabe gestellt, in gleicher Weise vorgehen?

RUDI FUCHS: Nein, ich wäre nicht davon abgewichen. Ich glaube, daß die Entwicklung der letzten 5 Jahre gerade dazu veranlaßt, diese Suche nach den Hauptmomenten der Kunst zu intensivieren. Es geht ja nicht nur darum, was gut oder was schlecht ist. – Obwohl es das ist, wozu Ausstellungen letztlich auch da sind. Aber es geht mir eigentlich immer, und ging mir auch damals darum, zu zeigen, was in dem Moment künstlerisch aktiv ist. Das ist eigentlich auch immer das Vorgehen der Documenta gewesen.

KUNSTFORUM: Verstehe ich Sie richtig, daß Sie sagen, ein theoretisches Konzept wie z. B. Schneckenburgers ‘soziale Dimension’ verdecke gerade das, was an Kunst künstlerisch ist?

RUDI FUCHS: Ich habe die Ausstellung wegen einer Operation nicht sehen können, habe allerdings den Katalog etwas studiert, ich kenne auch viele, fast alle von diesen Künstlern. Dasjenige, wovon die Rede ist in der Kunst, davon ist ja das meiste überhaupt nicht anwesend. Das Problem ist dann auch, warum dann ganz bestimmte Künstler doch da sind, z. B. Kiefer. Was die besondere soziale Dimension von Kiefer ist im Vergleich zu Immendorf beispielsweise, vermag ich nicht zu unterscheiden. Oder was wäre die soziale Dimension von Richter im Vergleich zu Baselitz oder Penck?

Ich will nicht diese Ausstellung kritisieren, darin liegt nicht mein Interesse. Ich glaube nur, daß das Erfinden eines Konzepts eine typisch deutsche Sache ist. Das…


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