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Titel: documenta 8: Kunst auf dem Prüfstand · S. 322 - 323
Titel: documenta 8: Kunst auf dem Prüfstand , 1987

Evelyn Weiss:
Ein würdiges Begräbnis

KUNSTFORUM: Es gibt bei großen Ausstellungen ja einen Zeit-Effekt, der sich erst nach Jahren auswirkt: Alles, was mittelmäßig ist, wird vergessen, und es bleiben einige zentrale Eindrücke, bei denen man später erst den Wandel des Zeitgeistes entdeckt. Gruppenausstellungen können mit der Zeit also immer nur besser werden. Können Sie Kandidaten der d 8 für eine solche Erfahrung nennen?

WEISS: Das wird bei dieser documenta sehr schwierig sein, weil es eine der Oldies ist; Wiederbegegnungen mit neueren Arbeiten schon sehr bekannter Künstler. Das, was wirklich bleiben wird, ist diese erste wirklich souveräne Darstellung der Video-Installation. In den letzten zehn, fünfzehn Jahren ist das immer wieder gemacht worden, aber es steckte in den Kinderschuhen. Mit dem Charme des Unvollkommenen kann man jetzt nicht mehr operieren. Jetzt sind die Videoinstallationen wirklich gleichberechtigt mit anderen Kunstmedien. Das fand ich sehr interessant. Arbeiten, die einem im Gedächtnis bleiben, sind eben die von Plessi, der den Raum in sehr intelligenter Weise in den Griff bekommen hat, indem sich Sinnlichkeit mit Intellekt trifft; die Arbeit wie die von Marie Jo Lafontaine; die wunderbare Arbeit von Odenbach oder die von Klaus von Bruch. Dieses Coventry-Denkmal hat mich sehr, sehr beeindruckt, weil es ein ganz subtiler, zurückhaltender und doch sehr vielschichtiger Kommentar zum Thema Vergangenheitsbewältigung und Generationenkonflikt ist. Nicht so platt, wie das auf peinlichste Weise Morris gemacht hat.

Diese Arbeiten werden bleiben, aber die Künstler kennt man.

KUNSTFORUM: Sie haben Morris schon erwähnt. Könnten Sie sich vorstellen, daß solche Arbeiten, die aus einer traditionellen Sicht kolossal platt…


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