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Kommentar · von Klaus Honnef · S. 203 - 208
Kommentar , 1980

Klaus Honnef
Einwürfe

Warum mein Interesse ausgerechnet für Film? Daß ich früher Filmkritiker war, ist nicht Ursache, sondern Ergebnis einer grundsätzlichen Einstellung. Ich habe niemals ein Hehl daraus gemacht, daß ich den Film für die wichtigste, aufschlußreichste, eindrucksvollste und repräsentativste künstlerische Ausdrucksform des 20. Jahrhunderts halte. Ich habe ebensowenig meine Ansicht unterschlagen, daß ich in Alfred Hitchcock, John Ford, Howard Hawks, in Sergej Eisenstein und Wsewolod Pudowkin, in David Griffith, Erich von Stroheim, Josef von Sternberg und Orson Welles, in Jean Renoir und Max Ophüls, in Fritz Lang, Roberto Rosselini, Michelangelo Antonioni und Federico Fellini – mit dessen Filmen ich mich immer noch nicht befreunden kann -, ganz zu schweigen von den japanischen, indischen, südamerikanischen Filmemachern, den skandinavischen und den polnischen, tschechoslowakischen und ungarischen . . ., daß ich in den genannten und ungenannten bedeutendere Künstler sehe, bedeutendere Bildkünstler, Künstler, die in Bildern formulieren, in ungeheuer komplexen Bildern und Bildermontagen, als in Braque, Gris, in Miro, Kirchner, in Grosz und Dix, in Ernst und Dali. Kein Mißverständnis: Ich schätze letztere sehr, liebe ihre Werke oder bewundere sie. Aber das, was sie geschaffen haben, hat die Wirklichkeit des 20. Jahrhunderts, ihre Zusammenhänge und Abgründe, ihre Empfindungen, Hoffnungen und Sehnsüchte, ihre Enttäuschungen und Malaisen, ihre latenten Wünsche und ihre offenen Alp träume nur in verhältnismäßig inadäquaten Bildern wiedergeben und reflektieren können; unangemessen jedenfalls im Vergleich zu den Bildern, die etliche Filmemacher erfunden haben. Ich habe bewußt Picasso und Duchamp ausgelassen – aus Unsicherheit. Wenn man wie ich der Anschauung zuneigt, daß der Begriff…


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