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Ausstellungen: Frankfurt a.M./Weimar · von Jörg Restorff · S. 364 - 365
Ausstellungen: Frankfurt a.M./Weimar , 1994

Jörg Restorff
Goethe und die Kunst

Schirn Kunsthalle, Frankfurt, 21.5. – 7.8.1994
Kunstsammlungen, Weimar, 1.9. – 30.10.1994

Er hat Goya nicht gekannt. Von Jacques-Louis David sah er kein Werk im Original. In Rom wohnt er einen Steinwurf von Antonio Canovas Werkstatt entfernt – ohne von dem bedeutendsten italienischen Bildhauer des Klassizismus Notiz zu nehmen. Weil sein Geschmack auf klassische Idealität, auf klar sich artikulierende Gegenständlichkeit normiert ist, verkennt er vieles, was zum Besten der Kunst seiner Zeit gehört. Barsch spottet er über Mißliebiges. Trotz alledem: Sein Name firmiert als Aushängeschild einer bald sechzig Jahre währenden Ära, die Malerei, Skulptur und Architektur – wenn auch an untergeordneter Stelle – in sich begreift. Die Kunst der Goethezeit – so bezeichnete der Wöfflin-Schüler Franz Landsberger 1931, beeinflußt vom Geniekult des 19. Jahrhunderts, das Zeitalter von Klassizismus und Romantik.

Den personenbezogenen Terminus technicus, der Goethe zuviel Ehre antut, übersetzte schon Werner Hofmann in seinem legendären Hamburger Ausstellungszyklus nüchtern mit “Kunst um 1800”. Sabine Schulze, Organisatorin der mit rund 400 Werken bestückten Ausstellung in den klassizistischen Räumen des Weimarer Residenzschlosses, entledigt sich des bildungsbürgerlichen Ballasts durch Addition: “Goethe und die Kunst” präsentiert den Olympier als Sammler und Weimarer Kulturpolitiker, als dilettierenden Zeichner und Ausstellungskurator, reiht die Bildnisse des Dichterfürsten zu einer Galerie, zeigt an ausgewählten Beispielen, mit welchen Kunstwerken er in Berührung kam, was ihn in Bann zog und was ihn abstieß. Der Kreis der Exponate schließt auch Werke ein, die Goethe nur aus schriftlichen Quellen bekannt waren. Die Illustration einer Biographie weitet sich zum Panorama einer zwiespältigen,…



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