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Titel: Die fotografische Dimension · von A. D. Coleman · S. 120 - 139
Titel: Die fotografische Dimension , 1995

Inszenierungsstrattegien III:

Das Bild, der Raum

Von A. D. Coleman

Noch vor fünfundzwanzig Jahren fanden praktisch alle Präsentationen von künstlerischer und dokumentarischer Fotografie an drei Orten statt: auf den Seitenvon Monographien oder Zeitschriften, an Galerie oder Museumswänden und aufLeinwänden in Gestalt von Dias, die die Vorlesungen von Fotografen und anderenPersonen illustrierten. Die Vorschriften an jedem dieser Schauplätze waren spezielleund strenge. In Büchern war das bevorzugte Layout für künstlerische Fotografien ein Bild pro Seite mit freier linker Seite, soweit es sich nicht um Fotosequenzen und dokumentarische oder fotojournalistische Arbeiten handelte; das gleiche galt für Journale und Zeitschriften. An den Wänden wurden die Bilder deren größtesStandardformat 50 x 60 cm betrug unter Glas gezeigt, manchmal in Wechselrahmenaus Metall oder einfachen Holzrahmen; die Passepartouts waren weiß, grauweißoder cremefarben. Bei den Diapräsentationen herrschte die Tendenz, lediglich jeweilsein Bild oder zu Vergleichszwecken zwei gleichzeitig zu zeigen, welche(s) aufeine flache Leinwand projiziert und mittels Voiceover erläutert wurde(n).Doch hinter dieser selbstgefälligen, monotonen und in vieler Hinsicht beschränkenden Einförmigkeit einer anerkannten Präsentationsstrategie bahnte sich insgeheimeine radikale Transformation an. Einer der Gründe hierfür war die wachsende Verfügbarkeit vergleichsweise billiger audiovisueller Medien für Tondiapräsentationen. Ein weiterer war die Experimentierfreude der 60er Jahre, deren Betonung der Bewußtseinserweiterung durch Meditation und chemische Experimente viele Menschen zu einem erhöhten Bewußtsein der visuellen Wahrnehmung führte. Ein dritter Grund war die visuelle Differenziertheit der Generation der 60er, deren Heranwachsen zwischen Fotografie, Film und Fernsehen sie an die Allgegenwärtigkeit fotografischer Bilder gewöhnt hatte. Und ein vierter war der, daß viele Fotografen und Künstler, die mit Fotografie arbeiteten, sich an…

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