Ulrich Erben:
»Das Motiv, von mir über Jahre als Basis benötigt, wurde mir plötzlich lästig, auch überflüssig«
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Ulrich Erben gehört zu jenen deutschen Malern, deren Dauerhang zur Farbe so ausgereift ist, daß es immer wieder zu überraschenden Konstellationen, Veränderungen und Neuheiten kommt. Der Maler mit Blick für belebende Kontraste verhält sich wie ein subtiler Architekt auf abstraktem Terrain, der alle Ebenen des Bildes durch Farben im Lichte klarer Formen organisiert. Jenseits aller Moden und deren kurzweiliger Macht hat er sich seinen Weg geebnet und sich im Ausdruck der Farbe Lebendigkeit bewahrt. Bis 1988 hatte er, als er im Haus Koekkoek, einem klassizistischen Gebäude im niederrheinischen Kleve, die Ausmalung eines Raumes beendete, mit Ölfarben gemalt. Durch den monatelangen intimen Kontakt mit der Farbe hatte er damals auch die aggressiven Eigenschaften von deren Lösungsmittel Terpentin erfahren müssen. Seine Gesundheit war so angegriffen, daß er sich entschloß, ab sofort mit wasserlöslichen Acrylfarben zu arbeiten. Eine Veränderung des Bildkonzepts war die Folge. Erben war nie ein Maler der seriellen Produktion, der Farbwirkungen systematisch erschloß und so zur toten Habe erklärte, sondern er wachte darüber, daß jedes Bild seine in sich ruhende Individualität erzielte. So erscheinen seine Bilder nie als leere Denkkonstrukte aus dem Geist der Farbe, sondern als aus der Erfahrung gewonnene Erlebnisfelder voller Geheimnisse. Die Dichte des Lebens will er konservieren, besser im Bild wieder-erwecken, vielleicht sogar erst bewirken. Auffallend, wie sehr er sich dabei gegen eine Ontologisierung des Schönheitsbegriffs, um den es ihm malend geht, wehrt. Was ihn bewegt…