Klebstoff Kunst
Die neue Auftragskunst
von Sabine B. Vogel
Ein gigantischer Springbrunnen steht im Grand Canal. Schon vom Schloss aus zu sehen, scheint er in der Luft zu schweben, die Konstruktion ist aus der Ferne nicht sichtbar. Im Spiegelsaal des Schloss’ irritieren Lichtkreise und Glasflächen das königliche Ambiente, ein großer Spiegel hängt mitten im Raum und verbindet das Bild der Besucher mit der Pracht von Versailles. „Das Versailles, von dem ich träume, ist ein Ort, der jeden einlädt“, erklärte Olafur Eliasson zu seinen Installationen, „einlädt, die Kontrolle über die Autorenschaft ihrer eigenen Erfahrungen zu übernehmen statt nur einfach zu konsumieren und von der Pracht geblendet zu sein.“ Eliasson ist der neunte Künstler, der in dem berühmten Barockschloss südlich von Paris ausstellt. Auch vor ihm entwarfen die Künstler neue Werke eigens für den Ort, 2008 Jeff Koons, danach Xavier Veilhan, Takashi Murakami, Bernard Venet, als einzige Frau die Portugiesin Joana Vasconcelos, Guiseppe Penone, Lee Ufan und 2015 Jahr Anish Kapoor. Kunst im Schloss, das ist eine klassische Auftragssituation. Die neue Auftragskunst allerdings unterscheidet sich von der historischen in vielen Punkten: Die Auftragswerke in Versailles gehören keinem Schlossherren und werden auch nicht großzügig finanziert. Im Gegenteil: Die Künstler müssen ihren Auftritt im Schloss Versailles selbst zahlen.
Rückblick
Das ist eine neue Situation. Jahrhundertelang standen Künstler im Dienst von Päpsten und Fürsten, erhielten oft ein monatliches Salär oder fixe Aufträge, die ihnen die Sicherheit gaben, ihre Mitarbeiter im Atelier zu bezahlen und die oft Jahre dauernde Zeit bis zur Vollendung des Werkes zu finanzieren. Ohne solche Auftraggeber…