Frank Frangenberg
»Macht mich voll«
Zur Situation öffentlicher Institutionen und aktueller Kunstvermittlung
Ein Podiumsgespräch in der Kunsthalle Düsseldorf, 7.9.1994
Was wir gesehen und gehört haben war ein Stück subtiles Zeittheater, das Nebeneinander von Seelenzuständen und Stimmungen wie in Tschechows Kirschgarten in einer luziden Übertragung auf die Situation des Kunstmarktes: Der alte Kirschgarten wird abgeholzt und während draußen die Axthiebe klingen, sitzt drinnen die Gesellschaft beim Tee. Alle gehen nach Hause, Vorhang fällt.
Anlaß des Podiumsgesprächs in der Düsseldorfer Kunsthalle war eine Bus-Tour Hamburger Künstler, “Handlungsreisende in Sachen Kunst”, von Hamburg nach Genua unter Federführung der Künstlerin Frauke-Ellen Möller. Auf der Reise sollte Station gemacht werden in deutschen und italienischen Städten – Kassel, Düsseldorf, Stuttgart, Bologna, Genua – um mit lokalen Künstlern vor Ort Aktionen zu realisieren.
Düsseldorf: morgens Frühstück im WP 8, abends Podiumsgespräch zu Fragen der Kunstvermittlung und der Rolle der öffentlichen Institutionen. Nicht, daß es von diesen nicht genug gegeben hätte in jüngerer Zeit. Bemerkenswert hingegen ist es, wenn ein junger Künstler ein solches Gespräch initiiert und dessen Dramaturgie übernimmt. Jörg Sasse, Künstler aus Düsseldorf vermied es, in der Runde der von ihm eingeladenen Podiumsteilnehmer den typischen moderierenden Gesprächsleiter zu spielen, er beschränkte sich aufs Stichwortgeben. So unverfälscht spricht sich wahrscheinlich selten die Kunstclientel aus. Und da niemand befürchten mußte, unterbrochen zu werden, konnte eine mitunter scharfsinnige Rhetorik die Szenerie eines gelähmten Kunstmarktes um so besser konterkarieren. Monologe, Theater, Tschechows Kirschgarten.
Die Besetzungsliste des Podiums: Thomas Schütte, Künstler; Alice Creischer, Künstlerin; Andreas Siekmann, Künstler; Udo Kittelmann, Kölnischer Kunstverein; Jürgen Meyer, Sammler; Raimund Stecker,…