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Ausstellungen: Hamburg · S. 199 - 199
Ausstellungen: Hamburg , 1984

Mystik, Mühl und neue Medien

Dieter Rühmann im Hamburger Künstlerhaus an der Weidenallee

Das Versinken im eigenen Ich ist schon für manchen zur Reise ins Wunderbare geworden – sei es für Mechthild von Magdeburg, die dabei in quasi-erotischer Verzückung ihren Geliebten, Jesus Christus, erlebte, sei es für Carlos Castaneda, der in sich ungeahnte Energien entdeckte.

Dieter Rühmann hat jetzt zusammen mit dem Drucker Michael Järnecke ein Buch gemacht, das er “Gehirnabdrücke aus den Jahren 1978-1981” nennt, und dessen Texte und Zeichnungen ahnen lassen, daß nun auch er zum Kreise der mystisch Erleuchteten gehört. So schreibt er etwa: “Jetzt weiß ich, daß das System der Energie allein in mir und aus mir selbst heraus funktioniert”. Oder: “Meine Lust, mein Schmerz, sich selbst immer wieder zu gebären. Herrliche Stunden und Tage der Einsamkeit, in denen ich eifersüchtig und besoffen vor Liebe auf mich warte”. Und seine Zeichnungen sprechen von jenen Licht-Erlebnissen, wie man sie bei Mystikern immer wieder findet: Da schwebt ein Mann zu einem Bogen gekrümmt im Raum; sein Rücken scheint zu brennen und aus seinem Kopf heraus wächst eine Art Vene, die mit einem runden Energieklumpen außerhalb des Mannes verbunden ist. Rote, gezackte Linien signalisieren Hochspannung.

Auf anderen Seiten finden sich Passagen, die an das Konzept des Aktions-Analytikers Otto Mühl erinnern, von der Lust am Fäkalischen geprägt sind und das Wiedererleben der analen Phase preisen. Das alles ist weder besonders aufregend noch interessant. Im Gegenteil: Was Rühmann da voll Pathos aus Seele und Feder fließt, hat trotz der ‘high voltage’ seiner Zeichnungen meist nur…

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