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Ausstellungen: Baden-Baden · S. 187 - 190
Ausstellungen: Baden-Baden , 1984

Tiefgründig und fernsüchtig

Die Kunsthalle Baden-Baden zeigt Kosmische Bilder in der Kunst des 20. Jahrhunderts

Im vorweihnachtlichen Baden-Baden strahlt in den Straßen nicht bloß das Sternenmeer der Dekorationen, sondern auch von den Litfaßsäulen und Plakatwänden leuchtet’s galaktisch. Da wirbt die Kunsthalle mit einem Ausschnitt aus einer roten perforierten Arbeit Fontanas für ihre jüngste Ausstellung: Kosmische Bilder in der Kunst des 20. Jahrhunderts.

Ein nachgerade unermeßliches Thema, zumal das All, der durch die Raumfahrt seiner alten Mythen beraubte Weltraum, nur einen Teil dessen ausmacht, worum es in dieser Bestandsaufnahme geht. Auch der Sternenhimmel und seine Illustrierung in der Art von Perry-Rodan-Heftchen steht hier nicht im Mittelpunkt. Die zentrale Frage lautet vielmehr: Wie reagierten Künstler auf moderne physikalische Erkenntnisse – auf Einsteins Relativitätstheorie beispielsweise oder auf Heisenbergs Satz von der Unschärferelation.

Für Kandinsky etwa brach durch die Entdeckung der Kernspaltung eine Welt zusammen: “Das Zerfallen des Atoms war in meiner Seele dem Zerfall der ganzen Welt gleich. Plötzlich fielen die dicksten Mauern. Alles wurde unsicher, wackelig und weich. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn ein Stein vor mir in der Luft geschmolzen und unsichtbar geworden wäre.” Doch die Erschütterung machte ihn auch frei, ließ ihn den letzten Schritt wagen hin zur reinen Abstraktion. In der Ausstellung verweist eine Ölstudie zu Kandinskys ‘Komposition VII’ auf diesen Durchbruch.

Freilich erklärt ein solches Erlebnis auch die Malerei Kandinskys allenfalls zum Teil. Aber man ist in Baden-Baden nun auch nicht darauf aus, alle Kunst, die sich als kosmisch erklärt oder als kosmisch erklärbar ist, um jeden Preis auf einen Schock durch…

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