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Titel: Über den Genius Loci · S. 32 - 37
Titel: Über den Genius Loci , 1984

Über Typus und Ort

Protokoll eines Gespräches mit Oswald Matthias Ungers

Im Zusammenhang einer Publikation die sich unter dem Stichwort “Genius Loci” mit den Beziehungen befaßt, die zwischen einer Architektur und ihrem Standort zwischen Bauwerk Topographie, Stadt und Landschaft bestehen, muß der theoretische Ansatz im Werk von Oswald Matthias Ungers an erster Stelle erwähnt werden. Seine “morphologische Entwurfsmethode”, die mit Metaphern, Analogien und archetypischen Vorstellungen arbeitet, lebt nicht zuletzt aus der Besonderheit und der Einmaligkeit der Situation, in der ein Entwurf seinen Ort findet. Die Variation des Vorgefundenen, die morphologische Entwicklung eines in Bautyp und Standort angelegten Themas, ist immer zugleich auch Evokation des “Genius Loci”, in seinen wohlwollenden oder schwierigen, manchmal auch schreckenerregenden Aspekten. Für das Kunstforum führte deshalb Jan Pieper am 28.5.1983 ein mehrstündiges Gespräch mit dem Architekten, aus dem hier die charakteristischen Wendungen und Meinungsäußerungen zum Thema wiedergegeben werden. Die neueren Arbeiten und Schriften von Ungers zur “Thematisierung der Architektur” haben das Gespräch sichtlich geprägt, und im Umkreis des Phänomens “Genius Loci” werden deshalb Fragen von grundlegender Bedeutung erörtert, etwa die Funktion bildhafter Vorstellungen in der architektonischen Wahrnehmung, die morphologische Veränderung von Baugedanken, die ein Ort suggeriert, die die Struktur einer Stadt oder das Ordnungsgefüge einer Landschaft nahelegen, vor allem auch die grundsätzliche Bedeutung von Typus und Ort im Entwurfsprozeß, im Unterschied zur bloßen Anpassung des “ortsgebundenen Bauens” oder die launenhaft karikierenden Attitüden, die die neueren amerikanischen Schulen anzunehmen lieben.

“Ich meine, es hätte einmal eine architektonische Ordnung gegeben, die weniger mit funktionalen, praktikablen oder auch ästhetischen Zusammenhängen zu tun…

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