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Titel: Die Frühen Jahre · S. 282 - 288
Titel: Die Frühen Jahre , 1989

Paul Maenz

Mit Mutter, Schwester und Großvater – Vater suchte in der Nordsee nach Minen – blieb ich, auch nach dem Bombenkrieg, noch zehn Jahre auf dem Land “evakuiert”. Zwar hatten wir ein Dach über dem Kopf und etwas mehr als Steckrüben zu essen, aber für mich war die Landverschickung eine Leidenszeit. Nicht zuletzt trugen hierzu die Bauernkinder bei, die sich uns Stadtkindern gegenüber sehr überlegen fühlten. Die haben, dachte ich, nie eine Straßenbahn gesehen, und selber riechen sie nach Mist…

Mein Geburtsort war die Arbeiterstadt Gelsenkirchen im Kohlenpott gewesen; das kindliche Heimweh machte daraus eine imponierende “Metropole”. Mit 14 Jahren durfte ich endlich die Schule verlassen und machte mich in meine “Heimat” auf. Zum Glück fand ich im “Westfalenkaufhaus” in Gelsenkirchen eine Lehrstelle. Dies sicher nicht ganz ohne Fürsprache: Mein Großvater hatte vor dem Krieg einigen Juden beigestanden, als das “Westfalenkaufhaus” noch “Kaufhaus Alsberg” geheißen hatte. Ich wollte einen “gestaltenden Beruf” ergreifen, aber mein dörflicher Horizont gestattete nur eine nebulöse Vorstellung von “Gestalten”, und die kumulierte erst einmal in der Herstellung “schöner Dinge”. Das Kaufhaus steckte mich in die Abteilung Schaufensterdekoration. Ich merkte bald, daß Malen mir mehr zusagen würde, und ließ mich also in die Plakatmalerei versetzen, wo Schlußverkaufsplakate und ähnliches gemacht wurden. Natürlich war auch das nicht die Erfüllung, die ich suchte, und nach der Lehre verließ ich das Kaufhaus. Erst 17 Jahre alt, mußte ich ein Jahr warten, bevor ich mich an der “Folkwangschule” in Essen einschreiben konnte. Durch ein Volontariat in einer Essener Druckerei wurde dieses Jahr…

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