Johannes Wendland
Red Thread
»Ein Prolog zur 11. Istanbul Biennale«
Tanas, Berlin, 16.6. – 8.8.2009
„What keeps mankind alive?“ – Denn wovon lebt der Mensch? Dieser Brecht’schen, also großen Frage wird sich im Herbst die 11. Istanbul Biennale (12. September bis 8. November) nähern, vermittelt durch 120 Arbeiten von rund 60 Künstlerinnen und Künstlern aus 40 Ländern, ausgewählt vom Zagreber Kuratorenkollektiv What, How and for Whom (WHW). Aber wie das mit Biennalen in jüngerer Zeit so ist – die Istanbul Biennale expandiert zeitlich und räumlich und hat längst begonnen, bevor am Bosporus auch nur ein Saal mit Kunst gefüllt ist. Der Berliner Kunstraum Tanas zeigt mit der Ausstellung „Red Thread“ einen Prolog auf das Ereignis – wobei es sich weniger um ein „The Best of …“ als um eine Sneak Preview handelt.
Ein Biennale-Häppchen also, aber eines, das für sich selbst stehen kann und zugleich neugierig macht auf mehr. Die Berliner Ausstellung ist den Verbindungen von René Block zu verdanken, der die Istanbul Biennale 1995 kuratierte und Tanas in seinen neuen Berliner Galerieräumen in der Heidestraße als Plattform vor allem für zeitgenössische Kunst aus der Türkei gegründet hat, mit Unterstützung der Istanbuler Vehbi Koç Foundation. Um auch keinen Anflug von Beliebigkeit angesichts des Standorts für den Biennale-Prolog aufkommen zu lassen, verweisen die Kuratoren auf Berlin als Wirkungsstätte von Brecht und größte türkische Metropole außerhalb der Türkei sowie, fein argumentiert, auf den Prozess des Zusammenwachsens der einst geteilten Stadt, der als Paradigma für das Zusammenwachsen Europas (also der EU) gedeutet werden könnte.
Überwiegend starke Arbeiten…