Aktionen und Projekte
Moritz Frei: Lichtinstallation an Hamburger Kunsthalle
Voraussichtlich bis Mai 2022 ist das Lichtkunstwerk „I don’t believe in dinosaurs“ (2017 / 2021) von Moritz Frei auf dem Dach der Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle präsent. „Es ist die Aussage eines Kindes, nachdem es die Saurierskelette im Museum für Naturkunde Berlin gesehen hatte und deren Echtheit in Zweifel zieht. Die Arbeit von Moritz Frei… stellt Fragen nach individueller Haltung – darüber, wie wir uns informieren, wie wir von Dingen erzählen und den Austausch mit anderen suchen. Die Umgebung wird dabei zum elementaren Bestandteil des Kunstwerkes. Die Arbeit aus Neonröhren, die zu weißen Lettern geformt sind, hat eine Länge von neun Metern und ist vis-àvis der Lichtwark-Galerie platziert.“ Sie ist täglich ab 23 Uhr in der Dämmerung oder Dunkelheit sichtbar. Frei, der in Berlin lebt knüpft in seiner Materialität an Arbeiten US-amerikanischer Konzeptkünstler an, die in den 1960er Jahren die Neonröhre als künstlerisches Ausdrucksmittel wählten. www.hamburger-kunsthalle.de
Documenta: Begleitprogramm & neue lumbug-Mitglieder
Dem Begriff lumbung (indonesisch ‚Reisscheune‘) als Wertsystem einer gesellschaftlichen Praxis folgend, startete die siebenteilige Gesprächsreihe ‚lumbung calling‘ und damit das Begleitprogramm der documenta fifteen. Das siebenteilige Begleitprogramm lumbung calling findet jeden ersten Samstag im Monat statt – von April bis Oktober wird die Gesprächsreihe digital über die Website und Social Media-Kanäle der documenta fifteen präsentiert. Die nächsten Termine sind zum Thema „Humor“ der 1. Mai 2021, über „Großzügigkeit“ der 5. Juni 2021, zum Thema „Unabhängigkeit“ der 3. Juli 2021, über „Transparenz“ der 7. August 2021. Es folgt zum Begriff „Genügsamkeit“ eine-Gesprächsrunde am 4. September 2021 und zum Abschluss eine Diskussion über „Regeneration“ am 2. Oktober 2021. Das lumbug-Kollektiv zeichnet für die künstlerische Leitung der nächsten Kasseler documenta 2022 verantwortlich. Das Team hat sich nun um fünf neue Member erweitert: „Der Britto Arts Trust (Dhaka, Bangladesch), FAFSWAG (Auckland, Aotearoa), Instituto de Artivismo Hannah Arendt (INSTAR; Havanna, Kuba), Project Art Works (Hastings, UK) und Wajukuu Art Project (Nairobi, Kenia). Jedes der mittlerweile vierzehn lumbung-member wird verschiedene Ressourcen in die kollektive Reisscheune (lumbung) einbringen… Das Arbeiten mit verschiedenen künstlerischen Herangehensweisen sowie das Lernen von anderen Modellen von Bildung, Ökologie oder Ökonomie und verwandten lumbung-Praktiken in verschiedenen Teilen der Welt spielen eine zentrale Rolle für das Verständnis von lumbung…“ www.documenta.de
Gilbert and George: Teller-Edition
„The Canvas Café“ ist eine soziale Initiative im Osten Londons in der Nachbarschaft der beiden Künstler Gilbert and George. Hier werden Obdachlose und bedürftige Familien mit kostenlosen Mahlzeiten versorgt. Um dafür dringend benötigte Gelder einzusammeln, bringt „The Canvas Café“ eine limitierte Teller-Edition in vier verschiedenen Designs heraus. Jede Edition besteht aus zwei Tellern: ,BEARDLIGHT‘ & ,BEARDTOAST‘ (2021) und ,ROSY‘ & ,ON THE BENCH‘ (2020). Die zwei letzten sind Details zweier Werke, welche die Galerie Sprüth Magers in der anstehenden Einzelausstellung von Gilbert & George in ihren Berliner Räumen zeigt, die am 30. April 2021 zeitgleich zum Gallery Weekend eröffnet. Dies ist auch die erste Ausstellung des Künstlerduos bei Sprüth Magers in Berlin. www.spruethmagers.com
Hermann Nitsch: Malaktion in Bayreuth
Die Bayreuther Wagner-Festspiele sind dieses Jahr für den Zeitraum 25. Juli bis 25. August 2021 angekündigt. Sie beginnen mit einer Neuinszenierung des „Fliegenden Holländers“. Im Park des Festspielhauses gestalten vier Künstler einen „Ring 20.21“. Für den Höhepunkt im Rahmenprogramm sorgt Hermann Nitsch. Er bietet im Park „Die Walküre“ als Malaktion. Gegenüber der „Stuttgarter Zeitung“ erklärte Nitsch: „Ich bin eingeladen worden, und man hatte bestimmte Vorstellungen. Man wollte gerne, dass ich während der drei Akte eine Malaktion durchführe. Das werde ich tun. Es ist nicht so, dass ich eine Inszenierung aufbaue, die der ,Walküre‘ entspricht, sondern ich führe eine Malaktion durch, die indirekt mit der farbenprächtigen, breit ausladenden Musik von Richard Wagner zu tun hat.“ Kurz vorher führt Nitsch vom 5. bis zum 11. Juli 2021 in Prinzendorf sein Hauptwerk auf, das „Sechs-Tage-Spiel“ als ein „konzentriertes Zusammenspiel all seiner Komponenten… Der Grundkonzeption des Spielablaufes liegt ein sinfonischer Gedanke zugrunde. Schauplatz der Aktion ist die Schlossanlage in Prinzendorf mit all ihren Räumlichkeiten sowie der umliegenden Landschaft des niederösterreichischen Weinviertels.“ www.nitsch-foundation.com
Klaus Littmann: Projekt „for forest“
Klaus Littmann führte sein Projekt „For Forest – Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur“ 2010 in Klagenfurt durch und führt es nun ab dem 27. April 2021 in Basel weiter. „Die Kulturstiftung Basel H. Geiger KBH.G präsentiert Littmanns zweiteiliges Folgeprojekt, welches Natur und Kunst verbindet. Den Auftakt markiert die temporäre begehbare Kunstintervention ,Arena für einen Baum‘ auf dem Basler Münsterplatz, gefolgt von der Schau ,Tree Connections‘ im Ausstellungsraum der KBH.G. Waren es in Klagenfurt 299 Bäume, die ein Fußballstadion füllten, so konzentriert sich hier alles auf einen einzigen Baum. Er ist das Zentrum einer öffentlich zugänglichen Arena, mitten auf dem vielfrequentierten Münsterplatz. Die Ausstellung mit dem Titel ,Tree Connections‘ zeigt eine Sammlung von Kunstwerken mit Beispielen von Hans Arp, Günther Uecker, Tony Cragg, Jannis Kounellis, Sol Lewitt, Giuseppe Penone, David Nash, Christo, Meret Oppenheim und Joseph Beuys. www.klauslittmann.com
Fluentum Berlin: „in medias res“
Die 2019 eröffnete öffentliche „Fluentum“-Sammlung in Berlin-Dahlem ist auf zeitbasierte Werke, insbesondere Videokunst, fokussiert. Standort ist ein ehemaliges Kasernengebäude, 1936–1938 für das „Luftgaukommando III“ gebaut und nach 1945 Sitz des US-Hauptquartiers: Von hier aus organisierte General Lucius D. Clay 1948 / 1949 während der sowjetischen Berkin-Blockade die „Luftbrücke“ zur Versorgung der Bevölkerung in den Westsektoren. Dort kuratieren nun Dennis Brzek, der von 2021 bis Sommer 2022 als Gastkurator bei Fluentum tätig ist, und Junia Thiede, Head of Exhibitions and Programs bei Fluentum, die Ausstellungs- und Projektreihe „In Medias Res: Media, (Still) Moving“. Diese widmet sich mit einer Ausstellungsund umfangreichen Publikations reihe „den historischen, politischen, visuellen und diskursiven Dimensionen, die in das Gebäude …eingeschrieben sind. Als historischer Gegenstand erinnert das Gebäude in seiner Architektur zugleich an das gewalttätige System des Nationalsozialismus sowie den Demokratie-Impetus der Alliierten, die in der Überlieferung der respektiven Nutzung zum Ausdruck kommen. …“ www.fluentum.org
Lage egal Berlin: Jubiläum
Der Berliner Ausstellungsraum LAGE EGAL lud zu seinem 10jährigen Jubiläum zu einem Experiment ein. Für die nächsten Monate ist „eine Ausstellungsreihe konzipiert, die in hybrider Form digital und physisch zu erleben ist. Ein besonderes Augenmerk liegt auf die Schnittstelle zu Kunstpublikationen und künstlerischen Editionen, da aktuell Buchhandlungen, anders als Ausstellungsorte, geöffnet bleiben durften.“ In jedem der fünf Kapitel markiert daher „ein Kunstpublikationsverlag die Ausgangslage der Ausstellung.“ Den Anfang machte der Kölner Salon Verlag und Editionen von Gerhard Theewen. Die Ausstellungsreihe „Sonderlage“ startete mit Clara Bahlsen, Ben Greber und Käthe Kruse. www-lage-egal.net
Köln: Street-Performance gegen Woelkis Gutachtenpolitik
Dass der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki ein Rechtsgutachten über Missbrauchsfälle seitens katholischer Geistlicher wegen „äusserungsrechtlicher Bedenken“ wochenlang unter Verschluss hielt, wurde seitens der Öffentlichkeit stark kritisiert. Am selben Tag, als der Kirchenobere dann ein zweites Gutachten öffentlich vorstellte, führte die Kölner Künstlerin Siglinde Kallnbach vor dem Kölner Dom und im Stadtraum eine Performance „Victims are always the victims: NO!“ durch. Denn „die desaströse Handhabung von sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln“ mache deutlich: „Leider sind Opfer immer wieder die Verlierer“. So war Kallnbach mit einer kugelsicheren S.W.A.T.-Weste zu Fuß und mit dem Fahrrad in Köln unterwegs. Mit der Übersetzung in verschiedene Sprachen, darunter Jiddisch, angebracht auf ihrer schwarzen Kopfbedeckung, wollte sie „den zentralen Blick auf die Opfer lenken, damit diese nicht erneut Opfer werden: Keine Ausbeutung der Opfer durch IRGENDEINE Seite“.
Lichtkunstfestival in Riad
Das Festival Noor Riyadh findet vom 18. März bis 12. Juni 2021 mit einem stadtweiten Installationsprogramm statt. Parallel dazu sind ebenfalls die Ausstellung „Licht über Licht: Lichtkunst seit den 1960er Jahren“ und weitere stadtweite Aktivitäten angekündigt. Das Thema „Unter einem Himmel“ soll auf ein „Symbol der Einheit“ verweisen. Das Festivalprogramm umfasst Beiträge von Daniel Buren, Carsten Höller, Ilya und Emilia Kabakov, Yayoi Kusama, Dan Flavin und Robert Wilson sowie die saudischen Künstler Ahmed Mater, Lulwah Al Homoud, Ayman Zedani, Rashed Al Shashai und Maha Malluh. Infos: www.noorriyadh.sa.
Wien: Plastic Landscapes
Ursula Maria Probst und Martin Wagner kuratieren das Projekt „Plastic Landscapes“, das im Rahmen der „Foto Wien“ der „Kunstsalon im Fluc“ ab dem 10. März 2021 präsentiert wird. „Die Künstlerin Catrin Bolt bespielt mit 6 Billboards, den „Plastiklandschaften“ die Flucfassade. Von der Künstlerin Marlene Hausegger wurde die Fahne „Zerreißprobe“, die sich mit ökologischen Fragestellungen und der Fragilität unseres gesellschaftlichen Gewebes befasst, am Flucdach installiert.“ über Plastikmüll in unseren Landschaften: Den Hintergrund bilden Bilder das NASA „Mittlerweile ist Plastik überall auf dem Planeten zu finden: als riesiger Müllstrudel in den Meeren und als Mikroplastik in der Nahrungskette. 400 Millionen Tonnen Plastik werden jährlich produziert und bis zu 13 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle landen in den Ozeanen. … Spuren von Nanoplastik werden nicht nur mitverspeist, sondern auch eingeatmet …“ Das Projekt ist ein Plädoyer für eine Abkehr von der Wegwerfgesellschaft – einsichtigerweise sollte sämtlicher Kunststoff recycelt werden, „damit daraus neue, gleichwertige Produkte entstehen können.“
Dresdner Sommerakademie
Der Verein riesa efau kündigt seine diesjährige Dresdner Sommerakademie für den Zeitraum 25. Juli bis 7. August 2021 an. Das Kursprogramm ist ab sofort online abrufbar; ab April 2021 werden auch Stipendien zur Nachwuchsförderung ausgeschrieben, damit auch Jüngere mit dieser finanziellen Unterstützung an den Kursen teilnehmen können. Das Programm umfasst alle Sparten der bildenden Kunst, d. h. Malerei, Zeichnung, Fotografie, Druckgrafik, Skulptur, Video und Installation. www.sommer-akademie-dresden.de
Hamburg: Kranzniederlegung
Das Kunstkollektiv Chimera Art Collective machte in Hamburg mit einer Aktion „die anhaltend prekäre Situation der Kultur in der aktuellen Pandemie-Lage sichtbar“. Vor den Hamburger Deichtorhallen zelebrierte das Kollektiv eine Kranzniederlegung „Bis auf Weiteres geschlossen – in Gedenken an die Künste“. Weitere symbolische Orte in der Stadt folgten, so die Freie Kunstakademie, der Kunstverein Hamburg, das Kunsthaus Hamburg, das Schauspielhaus und das Bucerius Kunstforum u. a. Was die Hamburger Kunstszene und auch jene an anderen Orten erbost, ist die Benachteiligung der Kulturbetriebe im Lockdown gegenüber anderen angeblich „systemrelevanten“ und hochkommerzialisierten Branchen: „Schalke statt Schauspiel“, brachte ein Kabarettist diese Bigotterie im Maßnahmenkatalog der Politik auf den Punkt. Denn die Fußball-Bundesliga bspw. trägt ihre „Geisterspiele“ vor leeren Rängen aus oder umgeht die Reisebeschränkungen durch Verlegung ihrer Heimspiele, aber Theater und Museen müssen geschlossen bleiben.