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Ausstellungen: Dortmund · von Pamela C. Scorzin · S. 251 - 253
Ausstellungen: Dortmund ,

Dortmund
Rainer Fetting

Dortmunder U 29.11.2020–05.04.2021
von Pamela C. Scorzin

Mehr Malerei wagen – in Zeiten, in denen das Malen fast schon verpönt war. Erst mit Abstand zu den Achtzigerjahren, als plötzlich die ,neuen Wilden‘ als Gegenbewegung zu Konzept- und Medienkunst gehypt wurden, lässt sich heute ihre eigentliche Bedeutung entdecken: als Wegmarken für aktuelle Iden-titäts- und Geschlechterdiskurse. Wie erotisch darf ein Mann sich inszenieren – etwa im glamourösen Fummel und sexy High Heels, bewegt immer noch die Gemüter. Eine Désirabilité durchzieht Fettings Männerporträts und -akte. Seit der Antike und Renaissance erscheint hier der Mann wieder als Objekt des Begehrens. Männer und Landschaften stehen im Mittelpunkt der großen Sonderausstellung auf der Ebene 6 des Dortmunder U. Genauer, gemalte Menschen in Kombination mit neo-expressiver Landschaftsmalerei, denn das Malen ist bei Rainer Fetting mehr als nur ein Medium. Es ist als Thema seinen Sujets ebenbürtig, was sich auf seine Faszination für den Abstract American Expressionism zurückführen lässt.

Es geht um die Natur und ihre Kämpfe – jene der Landschaft und jene der Gesellschaft. Es geht um das, was bewegt, was große Wellen schlägt. Fetting ist darin höchst sensualistisch. Er affiziert die Betrachter*innen durch intensiv-vitale Farben und energievoll-gestischen Pinselduktus. Seine Malerei steht formal in der Tradition des deutschen Expressionismus. Inhaltlich eröffnet sich jedoch ein völlig anderer Blick, der beispielsweise nicht mehr Exotismen enthält, wenn er Nicht-Weiße porträtiert.

Fetting darf inzwischen auf ein halbes Jahrhundert künstlerischen Schaffens und Wirkens zurückblicken, das indirekt (gesellschafts-)politisch ist: Seine bekanntesten Skulpturen, Porträts der bundesrepublikanischen SPD-Ikonen Brandt und Schmidt, kann man auch als Bekenntnis…

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von Pamela C. Scorzin

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