Mönchengladbach
Hiwa K
All Cities Have Destruction in Common
Museum Abteiberg 11.03.– 09.05.2021
von Thomas W. Kuhn
Sind es die eigenen Geschichten und Erlebnisse oder diejenigen anderer Menschen? Wieviel davon ist wahr, was ist erfunden? Immerhin ist den Erzählenden die Zerstörung ihrer Städte gemein, sei es durch Waffen oder den neoliberal inspirierten Kapitalismus eines Milton Friedman: beides mutmaßlich verbunden im Sinne der Thesen von Naomi Klein, publiziert in „The Shock Doctrine: The Rise of Disaster Capitalism“ in 2007. Es ist ein „View from Above“, ein Blick von oben, wie die gleichnamige Arbeit von 2017 für die documenta 14 heißt: Kassel in Trümmern ist vielfach in Zeiten und Ländern verortet.
Der Geschichtenerzähler heißt Hiwa K (*1975 in Sulaimaniyya, Irak) und das K im Namen ist ähnlich rätselhaft, wie der exakte Zeitpunkt seiner Ankunft in Europa. Irgendwo zwischen Kafka und dem bei seiner Geburt sterbenden Großvater liegt die Wahrheit. Entsprechend weit geht der Weg seiner dokumentarischen Arbeit „Raw Materials“ zurück bis in die 1970er Jahre.
13 seit 2009 interviewte Menschen des irakischen Kurdistans sprechen über die großen Themen: Freiheit und Individualismus, Politik und Konsum, aufgezeichnet und technisch vermittelt, ca. 10 Stunden Lebens- und Denkzeit im Konzentrat. Inspiration war ein philosophisch-literarisches Feld von Sarte bis Sloterdijk, mit jungen und alten Stimmen und Perspektiven.
Für Mönchengladbach gab Hiwa K das rohe Material aus der Hand. Tamer Düzyol, Jürgen Güdler, Nazgol Majlessi und Lisa Zuschka wählten aus den Aufzeichnungen Momente für ein 35-minütiges Video. Die erste von geplanten fünf Etappen eines Schnitts, einer Montage. Die Edition durch Andere steht dabei sinnbildlich…
