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Ausstellungen: Wien · von Christian Kravagna · S. 378 - 379
Ausstellungen: Wien , 1991

Christian Kravagna
Bildlicht

»Malerei zwischen Material und Immaterialität«
Museum des 20. Jahrhunderts, Wien, 3.5. – 7.7.1991

Welche Möglichkeit bleiben einer Kunstgattung in jenem Jahrhundert, dessen Beginn sie bereits vehement in Frage gestellt hatte? Wie kann die Malerei ihr Existenzrecht behaupten, welches längst nicht mehr selbstverständlich ist? Und wie definiert sich schließlich das Bild, nachdem Duchamp ihm zugunsten des realen Objekts die Absage erteilte und Rodtschenko es mit der Feststellung “Alles ist zu Ende” auf die reine Farbfläche reduzierte, um sich fortan nur mehr der Konstruktion zu widmen?

Die Malerei – das versucht die Ausstellung aufzuzeigen – nimmt die Herausforderung an. Ihre Antwort heißt Selbstreflexion, Analyse ihrer spezifischen Grundlagen, Thematisierung und Verabsolutierung ihrer Einzelelemente. Die daraus resultierenden Wandlungen des Bildbegriffs werden trotz der Konzentration auf die Zeit nach ’45 – (die Vorstufen sind im Katalog ausführlich dargelegt) – mit 180 Werken von 110 Künstlern in einem weiten Panorama nachgezeichnet. Der von den Kuratoren Wolfgang Drechsler und Peter Weibel postulierte Paradigmenwechsel von der gewohnten Opposition “gegenständlich/abstrakt” zu der von Material und Immaterialität dient dabei als Leitfaden. Die Aktualität einer solchen Positionsverschiebung ist angesichts der fortschreitenden Entmaterialisierung der Welt und ihrer Bilder durch die neuen Technologien kaum zu bezweifeln, ihre Selbstverständlichkeit ist dennoch nicht gegeben, was die Diskussion um die Verleihung des Großen Preises für Malerei an Giovanni Anselmo bei der letzten Biennale in Venedig unter Beweis stellte. Anselmos mit Hilfe von Stahlseiten auf Leinwänden befestigte Granitplatten empfangen denn auch den Besucher von “Bildlicht” gleich zu Beginn als lapidares Statement zur Bildproduktion: Malen heißt, einem Träger…



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von Christian Kravagna

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