Angelika Stepken
Schwarz-Weiss/
Außerhalb von mittendrin
Neues Kunstquartier im TIB, Berlin, 8.5. – 23.6.1991
Auch Ausstellungen haben ihren historischen Vorlauf – in der Regel, um sich mit ihren entsprechenden Vorgaben zu synchronisieren und schließlich im fertigen Produkt ebendiesen Prozeß vergessen zu machen in der Intention, derart selbst wieder unausweichliche Vorgaben zu liefern. Allenfalls bei spektakulären Großprojekten wird die Vorbereitungszeit funktional zu PR-Zwecken publiziert. Eine derart routinierte Ausstellungsproduktion sieht sich im deutsch-deutschen Kulturaustausch nach der Maueröffnung noch akuten Hemmnissen und Hindernissen ausgesetzt. Die Chronologie des Projektverlaufs zerfällt in eine Vorgeschichte (BRD-DDR) und eine Gegenwart, die Geschichte eher leugnen will, noch keine einigende Geschichtsschreibung hat. Auch das Ausstellungsprojekt SCHWARZ-WEISS im Rahmen einer multimedialen Veranstaltungsreihe der Neuen Gesellschaft für bildende Kunst (NGBK), dessen ursprüngliche Idee vor etwa fünf Jahren geboren wurde, stand vor Komplikationen: Wollten die westlichen Ausstellungsmacherinnen “damals” die doppelte und dreifache Diskriminierung von Künstlerinnen in der DDR aufbrechen, indem sie diese exklusiv präsentierten und deren Identität und Werk (Ost) zum Untersuchungsgegenstand des Feminismus (West) machten, so haben sich Blickrichtung und Funktion in der nun schließlich realisierten Ausstellung wesentlich verändert, wenn nicht gar verkehrt. Denn durch die Aufgabe der DDR sahen sich Beatrice Stammer und Gabi Horn in der Verantwortung, die retrospektive Sondierung in eine offensive Strategie umzumünzen. Stichworte dafür sind: “Strategien professioneller Selbstbehauptung” anstelle der einstigen “Strategie der Unterwanderung”, bezogen selbstverständlich auf die betroffenen Künstlerinnen der ehemaligen DDR. Die Ausstellung setzt sich jetzt zusammen aus den Werken von 20 Künstlerinnen, von denen etwa ein Drittel unter DDR-Bedingungen ihre Arbeit betrieb und sich die anderen…