Eine kleine Revolution
Der Beitrag osteuropäischer Künstlerinnen zur internationalen Textilkunst
von Iwona Dorota Bigos
„Die Technik des Webens oder Knüpfens legt ihre Machart bloß. Sie setzt nicht nur manuelle Geschicklichkeit, sondern unbedingte Solidität voraus. Manche Begriffe zur Charakterisierung guter künstlerischer Arbeit sind bezeichnenderweise der Textilkunst entlehnt, wenn man vergleichsweise von der Engmaschigkeit und Dichte einer Malerei oder von der Verknüpfung ihrer Elemente spricht. Bei einer künstlerischen Technik, die so eng an handwerkliche Grundlagen gebunden ist, muß sich jede Abweichung von der Tradition von den handwerklichen Spielregeln rechtfertigen.“1 — Heinz Fuchs
2013 wurde in der Nationalkunstgalerie Zachęta in Warschau der Versuch unternommen, Textilien aus einer neuen, sehr breiten Perspektive zu zeigen. Schon damals betonte der Kurator der Ausstellung Splendor tkaniny / The splendour of textiles Michał Jachuła ein verstärktes Interesse an der Verwendung dieses traditionellen Materials in der aktuellen künstlerischen Praxis.2
Wenn man sich die letzten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst ansieht, stellt man tatsächlich fest, dass wir eine Renaissance klassischer Techniken erleben, die vor allem für die so genannte angewandte Kunst charakteristisch sind. Gegenwärtig setzen sich die Künstler*innen intensiv mit textilen Techniken in den unterschiedlichsten Gestaltungsformen auseinander: es wird gewebt, genäht, gestrickt oder auch Gewebe geflickt. In der erwähnten Ausstellung wurde die Textilkunst in einem breitdefinierten Kontext künstlerischer Gattungen unter anderem in Bezug zu Malerei, Fotografie und Objektkunst präsentiert.
Nicht ohne Grund erwähne ich diese Warschauer Ausstellung, in ihr wurden unter anderem zwei Werke der bekanntesten polnischen Künstlerin gezeigt, die ihre Karriere mit gewebten Objekten in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts begann und in den letzten Jahren mit…