Köln
Roni Horn
Give Me Paradox or Give Me Death
Museum Ludwig 23.04.– 11.08.2024
von Reinhard Ermen
Die gendersensiblen Aspekte ihrer Arbeit werden ganz schnell aufgerufen, sobald der Name nur genannt wird, – das ist auch in Köln der Fall. Aber eigentlich kommt bei Roni Horn zuallererst die Kunst oder wie soll ich den Nukleus ihrer selbstbewussten Autonomie nennen. Sprechen wir eingangs also von einem guten „Formalismus“, ja von einer eigensinnigen Meisterschaft, die sich in Zeichnungen, Fotografien, Büchern und Skulpturen realisiert. Kleine und große Abstände, die Ungleichheit im beinahe Gleichen werden spürbar / sichtbar, eine dialogische Disposition ist dabei conditio sine qua non, an der man Horn bereits erkennen könnte. Und gelegentlich nimmt sie eben Maß an sich, am eigenen Bild, wenn sie etwa in a.k.a. (2008 / 09) Fotos in 15 Duos kombiniert, wobei sich frühe und späte Aufnahmen, Totalen und Passbilder gegenüberstehen. Das Ausreizen der übersprungenen Zeiträume erscheint in dieser Konfrontation spannender als das Theater der Ichwerdung mit all den altersbedingten Verstellungen und Posen.
In This is Me, This is You (1997 / 2000) lässt sie sich für wahlverwandte Rollenspiele von ihrer aufgeweckten Nichte Georgia Loy vertreten. Das sind 2 × 48 jeweils fast identische Porträts; ein bisschen Didaktik spielt mit: Ähnliches und Anderes, das Spiel mit der Wiederholung (Dacapo) im spiegelsymmetrischen Dialog auf zwei gegenüberliegenden Wänden. Thema ist der stetige Wandel, auch der eigenen Identität: „Mein Geschlecht geht niemanden etwas an“ (Roni Horn) – warum auch, wir sind schließlich nicht beim Fußball. Und wie sieht die erfolgreiche Künstlerin aus, die sich…