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Titel: Textile Revivals - Textil und Digitalität · von Ellen Wagner · S. 154 - 165
Titel: Textile Revivals - Textil und Digitalität ,

Saugstark und portabel

Zur Aufnahmefähigkeit des Textilen auf dem Weg ins Digitale
von Ellen Maria Wagner

Das Textile ist durch häusliche, meist dem Weiblichen zugeordnete Koch-, Wasch- und Putztätigkeiten ebenso konnotiert wie durch die Metaphorik des Webens als Schöpfen imaginativer Welten. Das praktische Mikrofasertuch aus dem Discounter steht dem magischen Umhang gegenüber, der uns unsichtbar durch phantastische Räume und Zeiten reisen lässt. Kaum verwunderlich, sind zahlreiche Computerspiele vom Weben inspiriert, verbinden in ihren Erzählungen alte Geheimnisse mit neu herzustellendem Zusammenhalt: Der Fantasy-Klassiker Loom (1990) interpretiert den Webstab als Instrument, mit dem es für jede Aktion eine kurze Melodie zu spielen gilt. In Weaving Tides (2021) webt man auf einem Drachen reitend durch Ab- und Auftauchen Bänder zwischen Ebenen hindurch, repariert Risse und immobilisiert Gegner, indem man sie am Boden festnäht. Backpack Hero (2022) wiederum nimmt nicht das Weben, sondern einen Rucksack in den Blick. Spielprinzip ist hier das „Inventory Management“: Ein Beutel dient dem Sammeln diverser Waffen, aber auch Nahrungsmittel, Rüstungen, magischer Objekte und Musikinstrumente. Nur wer die Gegenstände in richtiger Konstellation zueinander gepackt hat, vermag auf dem Weg durchs Labyrinth zu reüssieren. Das Packen selbst rückt als textile Technik in den Fokus.

Prominent führte Ursula K. Le Guin die Tragetasche als aufnahmefähiges Behältnis in die Erzähltheorie ein.1 Die Inhalte eines solchen „carrier bag“ sind ungeeignet, zu einer linear zugespitzten, geschlossenen Geschichte eines einzelnen, heldenhaft gezeichneten Individuums zu schießen; sie erzählen die Verbindungen der vielen untereinander. Dementsprechend sind sie teilbar: In einzelne Bissen, die man über eine längere Zeit hinweg zu sich nehmen…

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