Globale Verflechtungen
Interview mit Bettina Klein und Kwasi Ohene-Ayeh
von Sabine Maria Schmidt
Sabine Maria Schmidt: Im vergangenen Jahr fand mit der Verhüllung der Galeria Kaufhof durch Ibrahim Mahama eine recht spektakuläre Aktion in Osnabrück statt. Könntet ihr den Kontext des Projektes etwas erläutern?
Bettina Klein: Die Idee, Ibrahim Mahama für ein großes Projekt nach Osnabrück einzuladen, entstand im Rahmen eines umfangreichen Programms, das die Stadt zum 375. Jahrestag des Westfälischen Friedens vorbereitete und auch als Beitrag zum 30. Geburtstag der Kunsthalle. Anja Lückenkemper, die bis 2022 als Kuratorin für Kunst im öffentlichen Raum an der Kunsthalle Osnabrück beschäftigt war, hat das Projekt damals initiiert und auch Kwasi Ohene-Ayeh als Co-Kurator eingeladen. Ich übernahm dann als freie Kuratorin ihren Part, als sie die Kunsthalle verließ. Von Anfang an war das Projekt zweiteilig angelegt, zwischen Osnabrück und Tamale und auch zweiteilig als Format, mit einem installativen und einem diskursiven Schwerpunkt.
Welche ästhetischen und theoretischen Ansprüche hatte die Arbeit, die ja nicht nur aus den schon länger von ihm bekannten Jutesäcken entstand? Und wo bestanden die organisatorischen Herausforderungen?
BK: Zum ersten Mal hat Mahama hier an einer Gebäudefassade drei Materialien kombiniert: neben den Jutesäcken, die größtenteils aus früheren Installationen in Europa, wie der documenta in Kassel und Athen, der Venedig Biennale, dem Wasserschloß in Herne oder zuletzt der Contextile Biennale stammen, sind das in kleinen Webereien in Ghana gefertigte Stoffe, die in traditioneller Band-streifen-Weberei speziell für das Projekt hergestellt wurden. Auf diese wurden zerschlissene Batakaris appliziert, kittelartige Kleidungsstücke, die in Ghana von Frauen…