Sonya Schönberger
Im Erinnern passiert viel, es gibt Verständnis für sich selbst und die Welt um uns herum
Ein Gespräch von Matthias Reichelt
Die Künstlerin Sonya Schönberger arbeitet seit 2018 unter dem Titel Berliner Zimmer an einem langzeitlich angelegten Archiv von Videointerviews mit Menschen, die in Berlin leben. Allmählich fügen sich die gesammelten Interviews zu einem einzigartigen Porträt der Stadt, das über die Archivwebseite dauerhaft einsehbar ist. Matthias Reichelt sprach für KUNSTFORUM International mit Sonya Schönberger über dieses Langzeitprojekt im Kontext ihres Gesamtwerkes.
Matthias Reichelt: Du bist eine Künstlerin, die mit sehr vielen unterschiedlichen Medien umgeht, aber immer wieder mit Erinnerungen, Interviews und Archiven arbeitet. 2018 hast du das Videoarchiv Berliner Zimmer begonnen. Wie kam es zu diesem Projekt?
Sonya Schönberger: Mit vielen meiner künstlerischen Arbeiten versuche ich, Mikro- und Makrokosmen der Gesellschaft aufzuzeigen und zu verstehen. Wie leben Menschen miteinander, und was für ein Wissen versammelt sich dabei? Man wohnt in einem Haus und ist dadurch in Verbindung mit den Anderen, ob man will oder nicht. Man lebt in der Straße, in dem Kiez – miteinander. Es hat mich schon lange gereizt, die Menschen nach ihrem Alltag und ihrem Leben zu befragen, denn sie tragen ja ihre persönliche Geschichte in sich und diese verbindet sich wiederum mit der Stadt. Was haben sie für eine Vergangenheit, was erinnern sie? Wie sind ihre Ausblicke auf die Zukunft? Dieses Archiv akkumuliert für mich hochaktuelle Zeugnisse der gegenwärtigen Verfasstheit unserer demokratischen Gesellschaft und dessen, was uns gerade in dem einen Moment bewegt.
In anderen…