Heimat
Über ein ambivalentes Gefühl
Herausgegeben von Rosa Windt und Oliver Zybok
Der KUNSTFORUM Band Heimat. Über ein ambivalentes Gefühl untersucht im Kontext historischer Entwicklungen, wie die eng miteinander verwobenen Aspekte von Identität, Herkunft und Familie den Begriff „Heimat“ innerhalb einer gegenwärtigen künstlerischen Auseinandersetzung prägen. Als ein extrem aufgeladener Begriff mit hohem emotionalem Potenzial ist „Heimat“ ein starker Trigger für politische und alltägliche Konflikte, wie existentielle Ängste, und historisch bedingt bis in die Gegenwart probates Mittel einer (rechts-)nationalen Rhetorik. Innerhalb der Bildenden Kunst sind insbesondere Landschaftsdarstellungen seit dem Mittelalter zum Verhandlungsort von Heimat geworden und dienten hier der Einbettung religiöser Motive. Innerhalb der flämischen und niederländischen Malerei im 16. und 17. Jahrhundert wird Heimat in alltäglichen Situationen und Umgebungen wiedergegeben, während die Industrielle Revolution eine erneute Hinwendung zur Landschaft als Ort der Idylle und Sehnsucht hervorruft.
Einer fortschreitenden Globalisierung und Digitalisierung werden gegenwärtig in einem ähnlich begründeten Bedürfnis nach Orientierung lokale und analoge Lösungen entgegengesetzt. Aber auch im vermeintlich Kleinen und Alltäglichen, in familiären Konstellationen spielen Heimat und Herkunft im Hinblick auf Zugehörigkeit und Geltung nach wie vor eine hervorgehobene Rolle. Was Heimat definiert und wo emotionale wie gleichsam staatliche Grenzen verlaufen, unterliegt absoluter Willkür und individuellen Erfahrungen und Möglichkeiten, dennoch unter liegen Heimat und Familie vielfach immer noch stereotypen und „idealen“ Vorstellungen, die so kaum existent sind. Eine gegenwärtige künstlerische Auseinandersetzung verhandelt in dieser Hinsicht Themen von Identität und Rollenbildern, ebenso wie den Klimawandel, Kriege und Diasporaerfahrungen, und entwirft fluide, wenig vorhersehbare oder endgültige Aspekte von dem, was Heimat bedeuten kann.
In einem…