Berlin
Isa Genzken. 75 / 75
Neue Nationalgalerie 13.07.2023 – 27.11.2023
von Pamela C. Scorzin
So simpel, dass es schon wieder genial kuratiert ist: Die Neue Nationalgalerie in Berlin ehrt Isa Genzken anlässlich ihres 75. Geburtstags mit der Ausstellung von 75 Arbeiten aus verschiedenen Schaffensphasen von den 1970er-Jahren bis heute. Eine abgehbare Time-Line, die da in der frisch renovierten Mies van der Rohe-Glasvitrine über einem Granitsockel von Klaus Biesenbach in Szene gesetzt wurde und zum Schauen einlädt. Zu sehen sind überwiegend plastische Hauptwerke wie etwa das minimalistische, 10 Meter lange Blau-grau-gelbes Hyperbolo ‚MBB‘ (1981), an dem die Augen beschwingt entlang gleiten, oder Nofretete – Das Original (2012) – haha, in Kopie als popkultureller Sonnenbrillenständer!
Die unprätentiöse Inszenierung dieser Retrospektive in der oberen Halle erinnert in ihrer losen Anordnung einzelner isolierter Skulpturen subtil an Ausstellungen klassischer Antikensammlungen und spielt mit einem Pathos, das gleichzeitig dekonstruiert wird. Das Publikum trifft in dieser luftigen Räumlichkeit auch nicht mehr auf ideale Menschenbilder, Götter und Heroen, sondern auf Genzkens ‚ikonisierte‘ „Schauspieler“ – das passt nun wiederum irgendwie für die Filmhauptstadt Berlin. „Die Arbeiten sollen eher als bewegte Bilder denn als Skulpturen fungieren, man sieht aus jedem Blickwinkel ein neues Bild. Nichts ist starr oder zweidimensional, sondern filmisch.“, hielt die Künstlerin bereits 2016 in einem Interview fest. Ihre Werke sind auch nicht mehr aus einem homogenen Bildhauermaterial herausgearbeitet, sondern verkörpern in ihrer Heterogenität wie Hybridität die den heutigen Lebensalltag durchdringenden Technologien und Materialien wie etwa Plastik, Beton, Stahl und Glas oder allerhand ‚billigen Zeugs‘ wie Souvenirs, Fastfashion, Spielsachen und…
