pezoldo
Entschleunigung, Entleerung, Entlärmung
Ein Gespräch von Tilman Baumgärtel
In den 70er Jahre gehörte Friederike Petzold – wie sie zu dieser Zeit in Ausstellungskatalogen und anderen Texten heißt – zu den Pionierinnen der Videokunst und der Body Art. Mit Videoskulpturen, Zeichnungen und Fotoserien, bei denen der weibliche Körper auf schwarz-weiße Abstraktionen reduziert war, wurde pezoldo, wie sie heute geschlechts neutral genannt werden möchte, bekannt. Arbeiten wie Die schwarzweiße Göttin oder Die neue leibhaftige Zeichensprache gehören heute zum Kanon der Videokunst wie der feministischen Body Art, auch wenn sich ihre Schöpferin durch solche Einordnungen missverstanden fühlt, da Video für sie vor allem „eine Erweiterung von Malerei mit anderen Mitteln“ gewesen sei. Ihre Kritik an den Medien formulierte sie in dem Film Canale Grande (1983), der sie bei der Entwicklung ihres ganz persönlichen „Privatsenders“ Radio Free Utopia zeigt, einer Art Social Media vor dem Internet. In den letzten Jahren war es um pezoldo still geworden. Aus Desinteresse an einer Kunstwelt, die immer kommerzieller und immer modischer geworden war, hatte sie sich von ihrem langjährigen Lebensmittelpunkt in Wien – wo sie seit 1995 ihr eigenes Erstes Wiener Museum für Video Art und Body Art betrieben hatte – nach Salzburg zurückgezogen. Doch 2022 hat pezoldo sich mit dem Film Revolution der Augen zurückgemeldet, der bisher beim österreichischen Filmfestival Diagonale und bei der Film-Makers Cooperative in New York zu sehen war. Der 75-minütige Experimentalfilm aktualisiert nicht nur ihre Kritik an den Medien für das Zeitalter von Smartphone und Sozialen Medien, sondern zeigt auch die Weiterentwicklung ihres…