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Ausstellungen: Herford · von Michael Stoeber · S. 221 - 223
Ausstellungen: Herford ,

Herford
SHIFT

KI und eine zukünftige Gemeinschaft
Marta Herford 17.06.– 17.10.2023

von Michael Stoeber

Mit einer Wohnung könne man einen Menschen erschlagen wie mit einer Axt, befand der sozialkritische Maler Heinrich Zille, vom Volksmund „Pinselheinrich“ genannt, einst beim Blick auf die tristen und heruntergekommenen, vom Proletariat bewohnten Berliner Mietkasernen seiner Zeit. Wohnungen und Häuser können aber auch sehr menschenfreundliche Einrichtungen sein und Äxte äußert nützliche Werkzeuge.

Eine ähnliche Ambivalenz zeichnet die künstliche Intelligenz (KI) aus, die gegenwärtig in aller Munde ist, da sie anscheinend von Tag zu Tag intelligenter wird. Vor allem bewegt sie im Bereich der Text- und Bildproduktion mit ihrem Potenzial die Menschen. Dort hat sie unglaubliche, von jedermann und jeder Frau benutzbare Fähigkeiten entwickelt, die sehr rasch als Gottesgeschenk gelobt oder als Teufelswerk verdammt wurden. Wenn ChatGPT in Sekundenschnelle Sonette im Stil von Shakesparre verfasst oder DALL-E den Papst in einen weißen Blouson kleidet, zeigen sich die einen von solch illusionistischer Mimikry begeistert, während die anderen um die Authentizität von Bildern und Texten fürchten und um die Wahrheit.

Mit dieser Problematik, die die Menschen gegenwärtig umtreibt, ist Shift im Marta Herford indes weniger befasst. Als man die Ausstellung vorbereitete, die zuvor schon im Kunstmuseum Stuttgart zu sehen war, standen derartige Leistungen der KI noch nicht auf der Agenda der Öffentlichkeit. Und so präsentiert die Schau, die den Untertitel KI und eine zukünftige Gemeinschaft trägt, zwar verblüffende, durch diverse KI-Formen zustande gekommene Phänomene, aber nicht unbedingt solche, von denen zu erwarten ist, dass sie einen gesellschaftlichen Wandel im Sinne einer kopernikanischen Wende einleiten.

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